Freitag, 20. Jänner 1928

20/1 Vm. Bth. Generalprobe Nachfolge Christi Spiel von Mell. Begabt und mir widerwärtig. Sagen wir echte „Religiosität“. Welch ein trauriger Gott wird von dieser Art Legendendichtung aufgestellt … Ein böser Troll, der probirt und „prüft“ ― und foltert und nach Laune waltet (sie nennens „Gnade“) ― und zum Schluss „zaubert“ er (wie Jupiter donnert oder ein Theaterarbeiter ans Becken schlägt ― es ist keine Kunst für sie) ― und alles ist wieder in Ordnung.―

Flüchtig sprach ich Prof. Reich, E. Lothar und Auernheimer, alle etwas aegrirt meines Buches wegen;― Reich wegen Politik, Lothar wegen Religion (er hats nöthig ―) Auernheimer wegen Feuilleton.―

Nach der Probe (pausenlos) sprach ich Dr. v. Wymetal, der (ein racenreiner Arier) meine Bedenken und Widerwillen gegen den nach Politik duftenden Weihrauch, verständnisvoller aufnahm als die jüdischen Kritiker im Stande wären.

― Nm. in „Plänen“, z. E. „Sängerin“ ― (früher „ein Glas zuviel“ ein Stoff, viele Jahrzehnte alt, Scen. von 1912), das nettes Stück geben könnte (wenn man nicht so faul wäre).

Dr. Maril bei mir (auf der Hochzeitsreise); über Reigen im Fischer Verlag etc.

Z. N. bei Askonas’, wo Kolap und Bruder (dieser jetzt Leiter des Margarethner Gerichts, auch des Gefangenenhauses,― über die Unsinnigkeiten des Strafvollzugs ― und des „Straf“-Begriffs überhaupt), und Frau Frank (neu) ―