Donnerstag, 6. Oktober 1927

6/10 Vm. dictirt. Zu Tisch O.― Dann sprach sie mit Kolap: ich kam dazu. O. in Thränen. Kolap erzählt mir dann: sie müsse nun ihr Leben neu aufbauen „ich versage“ ― (d. h. ich nehme sie nicht zurück);― man müsse einen Strich unter die Vergangenheit machen ― ;― in der Antiqu.-Sache entmutige ich sie statt ihr einen Stups zu geben ― (d. h. womöglich finanz. mich zu betheiligen!) ― ; wenn sie jetzt Wien verlasse ― komme sie nicht wieder;― die Leute haben immer mehr gethan ― uns zu trennen als uns zusammenzubringen;― kurz wieder voll innern Vorwurfs gegen mich. K. erinnerte sie an ihr Verlassen des Hauses ― daran dass sie erklärt: lieber Mansarde und Butterbrod als in diesem Haus, bei mir, zu bleiben ― ; und nun!― Gewiss, sie ist unglücklich;― es würde ― für sie ― auch momentan (vielleicht ein paar Wochen) wie eine Erlösung wirken wenn ich sie wieder in mein Haus als Frau zurück nähm;― in weiterm Verlaufe würde es nicht nur zu meinem, auch zu ihrem Unglück führen ― und wieder wär’ ich Schuld. So entfernt sie sich immer weiter von jeder Einsicht;― und statt „innezuwerden“, statt eines Versuchs gerecht zu sein;― nur Erbitterung, dass nicht geschieht, was für jetzt das ihr bequemste wäre.―

Gegen Abend ruft mich K. wieder an, recht verzweifelt wegen O.; die findet, ich lasse sie im Stich, sei lieblos; „ganz allein“ und unglücklich ist.

Mit C. P. Grünbaum Revue im (neuen) Boulevardtheater, dann im Opernrest. soupirt.―