Sonntag, 25. September 1927

25/9 S. An der Ordnung der Aphor. für den Druck beschäftigt.

Hr. Hirschfeld ― selbst beschämt;― hat mit Berlin Nachts telef.; die Leute finden ― seine Vollmacht überschritten ― versuchen neuerlich zu drücken. Ich erklärte in unverblümten Worten meinen Ekel ― H. gab mir (scheinbar) Recht;― ich nahm nicht an, nur bereit die Perzente Amerika herabzusetzen (contre cœur ― aber um doch die Chancen nicht ganz zu vergeben), Entscheidung bis Dinstag.―

Zu C. P.; enervirt (und doch im Grunde von diesen widerlichen Geschäftserlebnissen am wenigsten) sie schien herunter, fühlt wohl die tiefern Gründe, hatte Thränen im Aug, beherrschte sich.

O. zu Tisch; gleichfalls verdüstert … Sie hatte die „Therese“ mit ― findet den Roman im ganzen ergreifend und sehr gut;― das Gespräch war trotzdem gezwungen, nicht inhaltlich aber in der gegenseitigen Haltung. Dann schlief sie;― ich ordnete weiter; dann las ich ihr auf ihren Wunsch Aph. vor;― Sprüche in Versen, Ahnungen und Fragen … Sie telef. in die Kammerspiele um einen Sitz zu Broadway. Telef., schon war sie tief verletzt dass Frau Dr. M. sie für heute Abd. nicht geladen … ― Frau Schn. fährt krankheitshalber für [4] Tage weg;― O. will es auch;― sie sei hier ganz allein … vielleicht aufs Land ― vielleicht auch ― Paris, „Sachen ansehn“,― redet sich geschäftl. Gründe ein ― es ist nur ihre Unrast und weil Louise Ko. jetzt dort (über die sie wahrlich nicht mehr sehr gut spricht). Ich stellte ihr das finanzielle vor; sie schien es einzusehn (was natürlich für ihre Entschlüsse nicht in Betracht kommt). Mir war wieder weh ― wie erlöst wäre sie, wenn ich ihr sagte: Bleib ― und bleib in meinem Hause.― Aber wie lange würde dieses Gefühl andauern?― Ein paar Tage, Wochen vielleicht; dann wäre alles, wie es war, oder schlimmer. Es ist nicht möglich ― und dabei laß ich C. P. ganz aus dem Spiel.― Und wieder, in dieser Fremdheit;― welche Nähe;― in meiner völligen Ablehnung ihres Wesens welche Zusammengehörigkeit ― und wie immer, in aller (gelegentlichen) Empörung ― das Mit-Leid im wahrsten Sinn …

Abd. bei Menczels z. N. Dort Richard und Paula. Rich. sehr komisch von Leo und Frau S. erzählend, im „Schutzengel“.

1927-09-25