Donnerstag, 15. September 1927

15/9 Lido.― Um ½12 Arn. und Lili; mit ihnen und Frau Dr. M. Flugplatz.― Pilot Pasquali, von Arn. vorgestellt.―

Um ¾2 fuhren bei schönstem Wetter Frau Dr. M. und ich (und 6 andre Passagiere) ab. Flog das erste Mal. Herrlich, Gefühl der Sicherheit. Schwankungen im Gebirge, worauf wir (wie ich nachträglich erfuhr) 3500 m stiegen. Das seltsamste: wie menschenleer die Welt, da auch auf den Straßen und in den Ortschaften aus solcher Höhe niemand zu erblicken. Unvergleichliche Fahrt über den Wolken wie auf flockigem Meer ― Wien, das wir eben noch für Wr. Neustadt hielten. Unmerklicher Abstieg ― vor ¾4 waren wir in Aspern;― es war wie ein Traum gewesen. Autobusfahrt in die Stadt, auch Hr. Pasquali ― der heut früh aus Rom hergeflogen ― und morgen wieder rückfährt.― Im Flugzeug sass eine Dame,― die unentwegt ― „Spiel im Morgengrauen“ las, aber mich (auch späterhin) nicht erkannte. Ich fühlte mich mit der Natur solidarischer als mit meinem „Werk“ (das in dieser Gegenüberstellung Anführungszeichen benöthigt) ― und fand die Lesebeflissenheit der Dame absurd.― Mit Frau Dr. M. ins Cottage; setzte sie ab; daheim fand ich ― C. P., die (ich hatte mein Kommen für morgen angekündigt) eben Blumen und eine sehr schöne weiße Bettdecke gebracht. Sie war nett, und, von Kolap schon beeinflußt guten Willens; ging bald. Dann erfuhr ich von Frau v. Klimbacher;― dass O. ― heute ― nach Warschau geflogen für einige Tage (offenbar mit Frau Schneider, „in Geschäften“). Seltsam, dass wir beide am gleichen Tag, einer ohne Kenntnis von den Absichten des andern, ich VenedigWien;― sie Wien Warschau flogen!― An meinem Haus hatt ich wieder Freude, an dem Garten mit den vielen Blumen vor allem. Aber nun ist man endgiltig allein. Auch Lili nicht mehr da.― Und schmerzlich die Empfindung, dass man in ein Wien zurück kommt, wo es auch keine V. L. mehr gibt.―

Frau v. Kl. theilt mit, dass neulich Diebe dagewesen (durch den Cokskeller) ins Haus gedrungen,― bis an ihre Thür gekommen ― sie rief geistesgegenwärtig: Herr Doctor, telef. Sie Polizei herbei ― Diebe sind da;― die Leute flohen, unverrichteter Dinge;― Polizei kam, 3 Leute und blieben die ganze Nacht.―

Correspondenz durchgesehn. Mit dem Poeticfilm (Frl. Else) wird es doch ernst.―

Kopfschmerzen, Bad, Ordnen u. dgl.―

Telef. mit Geschwistern.―

Spät telef. ein Berliner Filmmensch „Hören Se mal, Herr Schn.;― Sie haben einen Roman geschrieben, Spiel im Morgengraun;― wir möchten das Filmrecht kaufen … um wie viel“, ich erklärte schreiben zu wollen.

Las noch „Tampico“ weiter.