Dienstag, 22. Februar 1927

22/2 Träume. Burgtheater, sitzend an eine Coulisse gelehnt nah an einander ich und Frau Mayen, wie ich allmälig erkenne; Wangen zärtlich aneinander. Sie: Haben Sie gar keine Angst vor mir. (Das bezieht sich zugleich auf ihren Schnupfen und darauf, dass sie die Frau von U. der mir mein Verhalten zu seinem Stephi Roman übel nimmt.) Ich: keine Angst; übrigens find ich ja Ihren Gatten toll. Sie widerspricht sehr milde.― Wir sind ― vom Bth. aus; auf einer absteigenden etwas engen Straße, italienisch-salzburgerisch,― Frau M. mit ihrem Gatten, der aber jetzt Richard Specht ist, hinter mir: ich solle nicht weiter ― die Straße sei durch die Kirche am Ende abgeschlossen. Ich glaub es nicht recht;― doch es stimmt ― die Gasse ist blockirt; immerhin geh ich in die Kirche (von rückwärts), irgendwelche Büroräume, ein Diener oder Sakristan, dann in die dämmerige vage Kirche, und durchs Thor vorn heraus, auf eine Stiege, die in den Park führt, etwa Schönbrunn. Auf der Stiege, von Kindern umgeben, ein mir Unbekannter, etwa Wächter, oder [Detektiv], Vollbart, altitalienisch, schwarzer Mantel?, höflich-hinterhältig, will mich quasi nicht fortlassen ― vielleicht ― halb scherzend ― habe ich etwas mitgenommen aus der Kirche (unklar) ich wohl etwas beunruhigt, erwidre ablehnend, bin aber froh, da er sich nun (zu den Kindern?) wendet, in den Park zu verschwinden. Rechts an ungeheuern Glasfenstern? etwa wie im Neapler Aquarium, ohne an dergleichen zu denken,― hinter jedem Glas ein großer Saal, mit Marmorboden;― ich mit Lili (?), in einem Saal verstreute Rokokogestalten; im nächsten zwei Reihen eng auf Stühlen einander gegenübersitzender in weißen Tüll gekleideter Frauen. Ich habe zugleich die Empfindung, dass ich all dies geistig, mit einigem effort erschaffe.― Nun weiter, wohl ins Schloss; jedenfalls steh ich in einem eher armseligen Zimmer, zugleich Decoration;― ich spiele den Hamlet;― der König ist auch da, mit der Königin, er wünscht dass wir ein Verhältnis haben, dazu steht auch das (armselige) Bett da „es wird Euch niemand stören“; er undeutlich; sie der längst verstorbnen Schauspielerin Schmittlein ähnlich, etwas köchinnenhaft; hat die Bluse ausgezogen und löst sich die Miederbänder;― ich bin empört über die Zumuthung, fliehe ― es ist zugleich wirklich und das Stück,― über freiliegende Stiegen, wieder in einen Park,― die Königin empört, ans Fenster, mit verzerrtem Gesicht „So stirb“ und schießt mir nach. Ich unter Bäumen irgendwie verborgen, werde getroffen oder auch nicht;― falle ― oder auch nicht;― fliehe jedenfalls weiter, bin nun in einer Art Vortrags- oder Concert- oder Schulsaal; auf dem Katheder, an Professor-Stelle ein Schuljunge, es ist eigentlich ein Stück, und wo wir sind, die Bühne; der Hauslehrer des Schuljungen etwa Romberg sitzt seitlich, auch auf dem Katheder, im Überzieher und frühstückt (Würste?), was ich unmanierlich finde. Das ganze, in theatralischem Sinne, ist komisch. Nun kommt die Mutter des Jungen, ― es ist die Mutter des Hamlet ― oder die gleiche Schauspielerin, bürgerliche Mutter, lächelt mich sehr freundlich an; ich bin ein andrer Schuljunge, auch auf dem Katheder, spiele vielmehr diese Rolle und, die Gelegenheit benutzend, in absichtlicher Kindersprache (die Worte vergass ich) erkläre ich, dass ich nun nach Hause gehe;― die Kathederstufen hinab; die Mutter sieht mir nach, lächelnd;― durch die Thüre (gleich seitlich) durch Gänge, den Ausgang suchend ― endlich an der Thür, Portier ― ?,― merk ich, dass ich den Pelz nicht habe, den ich bei der großen Kälte brauche;― zurück ― breiter Garderobengang, im Hintergrund ein galonirter Hoflakai, mit „Kaiserbart“. „Ah wie kommt denn der Dr. S. hieher“, er ist aber vielleicht ein Schauspieler, der den Lakai spielt. Ich froh ihn zu treffen, ohne recht zu wissen wer er ist ― „Sie werden mir zu meinem Pelz verhelfen können“,― wo mag er sein;― im Zuschauerraum, auf einem Sitz? ― da kommen andre (nicht viele) Schauspieler aus den Garderoben, Rococoherren, einer, der mit mir spricht, ist Marr;― einer hängt sich plötzlich zu intim in meinen Arm: er ist in Civil, fragt, ob ich schon die Aenderungen in der Schluss?scene gemacht; ja es ist geschehn (erzählte neulich C. P. von den Aenderungen „Literatur“, die ich in letzter Stunde gemacht); der Schauspieler ist theils der Maler Born (mit dem ich neulich telef. lang sprach) theils der Tenor Ziegler (den ich neulich in der Oper, Macht des Schicksals, darauf im Opernrest. gesehen hatte und der mich grüßte ― erst später erinnerte mich O., dass ich ihn irgendwo persönlich kennen gelernt habe), theils Walden, der längst verstorbne. Er bedauert, dass er nach dem 1. Akt nichts zu thun habe ― er gehe eben von der Probe nach Haus ― ich bedaure, dass ich nicht früher dagewesen. (Im „Nachfolger“ gestern die Dialogstelle, dass Franzi nur im 1. Akt zu thun.)

Vm. bei Dr. Peter. Anlegung der „Brücke“ (erste).―

Zu Tisch bei L.s. Nachher noch lang mit V. L. geplaudert.

― Nm. am „Landsknecht“.―

Z. N. bei C. P.;― wo ihr Bruder Otto mit Frau, und Kolap. Dr. O. L. hatte mir klug übers Diagr. geschrieben (und eines selbst verfertigt).― Ich spielte (mäßig) Clavier; sprach dann allerlei zu den Diagrammen, und probirte den Hörapparat Otto L.s (der sehr schlecht hört; sich dabei Heiterkeit und Güte bewahrt).―