Dienstag, 21. Dezember 1926

21/12 Neulich ein Traum: Ich mit C. P. in einem ziemlich leeren großen Gasthofsalon (silb. Brunnen!) an einem Tisch ― plötzlich, wie ein verdunkelnder Schatten über den Tisch gebeugt Felix Dörmann; drohend als wäre er der einstige Geliebte C. P.s ― ich weise ihn fort. Statt seiner nah an mich rückend ein blonder feister bartloser junger Mensch, Haare in die Stirn ― (etwa Wilde),― seine zudringliche Nähe peinlich ― ich sehe: hohe Lackstiefel und eine Art Bauernrock ― eine Frau also, merke ich ― sie sagt: Je veux voir si vous êtes vraiement si sympathique et charmant (?) comme on dit;― ich versuche zu fliehen, sie ergreift mich hinten am Hosengürtel,― hebt mich in die Luft, ich bin froh, dass ich fliegen kann, aber sie hält mich fest ― peinlich ― aber glücklicherweise wenig Leute da ― plötzlich stehts schon in der Zeitung ― vielmehr auf einer blauen Karte (wie die pneumatischen Karten einst waren) ungefähr: „Niemand wird wegen dieses Vorfalls Herrn A. S. auch weiterhin seinen Respekt versagen.“ ―

Vm. bei Gisa,― bei der Hofr. Zuckerkandl ― (Géraldy Ausgabe ― ev. bei Zsolnay; ich habe abgelehnt ein Vorwort zu schreiben) ― bei Julius zu Tisch. Frl. Lili Kraus spielt mir als „Weihnachtsgeschenk“ Beethoven Sonate op. 109 vor.―

― Gestern Abendbl. N. Pr. über die pöbelhaften antisemitischen Wandanschläge in der Universität; u. a.― „Wir deutsche Studenten entscheiden uns für die Kultur, die Arndt, Goethe und Fichte gegeben haben und nicht für die, die Lassalle, Schnitzler und Korngold uns bringen …“ ―

Julius (mit Recht) geärgert über die unaufrichtige Art in der Dr. L. die Frage behandelt, ob Hans bei ihm Assistent werden kann.―

Teleph. mit C. P.; empört ― über V. L. (und mich).―

Nm. an aphoristischem.―

Abd. nachtm. V. L. bei mir.― Thränen (wegen R.;― den sie heut von fern gesehn).― Sie trinkt absichtlich viel.―

― N. d. N. kommt Dr. L.― Weihnachtsgeschenk von ihr: silberner Zündhölzchenbehälter.― Wir sehen den Dehio (Kunstgeschichte) durch, den ich ihr geschenkt habe.―