Dienstag, 12. Oktober 1926

12/10 Vm. bei Helene Binder. Familiensachen.― Abreise des Bruders nach Amerika.―

Beim Maler Ferraris. Er und seine Frau. V. L.s Bild.― Sie kam mit Mann und Sohn. Das Portrait sehr gut gemalt;― aber nicht sie.― F. und Frau fahren nach Amerika ― aus finanz. Gründen. Zusammenbruch überall.―

Mit L.s im Auto zurück ― V. L. neben, ihr Bild gegenüber mir.

Telegr. von O.: Lilis Ankunft: „Erhoffe freundliche Verständigung ―“ ― Es gelingt ihr mit jedem Wort zu verletzen. Nun die Tendenz auch den Vater zu popanziren.

Von Heini ein kluger Brief über das Diagramm mit Anmerkungen. Hatte eine rechte Freude daran.―

Mit C. P. Kino (Brüder Schellenberg) nachher an der Südbahn mit ihr.

Ostbahn. Lili kommt an; sieht gut aus. Schon im Auto recht unbefangenes Gespräch über Venedig. Ihr Unmut wegen Frau M. (dessen Ungerechtigkeit ich ihr nachwies).

Brief von O.;― „mein geliebter A.…“ der ganze in einem Ton, mich gut zu stimmen; im übrigen wie sonst.―

Gespräch mit Lili bis nach 2. Ihre Erzählung von C.;― eigentlich backfischhaft; sie zeigt mir 20 Bilder von ihm. Alles noch im Werden,― unklar und unsicher … keineswegs könne sie hier bleiben ohne Aussicht sehr bald, und auf Monate nach V. zu fahren;― sie wolle bei Annie M. wohnen etc. ― (Der Brief O.s enthält u. a. den thörichten (und unaufrichtigen) Vorschlag ― sie wolle zu Gunsten Lilis auf ⅓ ihrer Rente verzichten (d. h. mit Lili in Venedig leben ― daher zum Theil ihre günstige Einstellung).) ― Ich erklärte Lili ― darein in keinem Fall zu willigen ― ein Pendeln zwischen Wien und Venedig undenkbar, nicht nur aus mater. Gründen;― dann müsse sie eben auf das Heim in der Sternwartestr. verzichten. Das Verlangen an einen Vater, sie (auf seine Kosten) in ein fremdes Land zu schicken, um eine (im übrigen kaum aussichtsvolle) Beziehung weiterzuführen resp. anzuknüpfen; grotesk.― Resultatloser Abschluss, aber im guten.