Samstag, 7. August 1926

7/8 Adelboden.― Wie in all den Jahren;― Erwachen in Bedrücktheit,― bis nah zu Thränen. Es ist eben die dauernde Ungelöstheit ― und die wachsende Bangigkeit, dass es zu spät wird.―

Fast unheimlich die völlige Schattenhaftigkeit von C. P. (die ich bald treffen soll).―

Regen.― O. singt, von Heini begleitet, im Damensalon; Frau Ko. und Tochter anwesend.―

― Sie klagt über Kopfweh und Herzschwäche. Empfind ich dies auch zum größern Theil als Hypochondrie, Hysterie ― und sagen wir, absichtsvoll übertrieben; ich bin davon mehr bedrückt als von viel echtern Klagen, z. B. C. P.; so stark ist nach wie vor die innere Verbindung.―

Nm. am Roman.―

N. d. N. am Bett O.s; allerlei tiefere allgemeinere Gespräche;― ihr Niveau bleibt (zuweilen) erstaunlich;― es bleibt aber doch nie aus, dass in irgend einem Moment die völlige Einsichtslosigkeit über das eigne Wesen und das eigne Geschick, wie eine fixe Idee zu Tage tritt. Ein charakteristisches Beispiel;― ich spreche von dem Theresen-Stoff;― das Schicksal Theresens ― die sich an fremde Kinder verschwenden muss und von dem eignen getrennt ist ― worauf eine Bemerkung O.s … „ich bin erstaunt über dein soziales Mitgefühl“ … ― d. h.: sie fühlt sich plötzlich wieder als die Frau, die widerrechtlich und gegen alle Menschlichkeit von Lili getrennt wurde ― und alle Gründe,― die dazu geführt haben ― existiren einfach nicht;― und ich bin womöglich wieder der,― der ihr das Kind „geraubt“ hat …― Ich bleibe meinem Vorsatz treu, dergleichen zu überhören;― freilich mein inneres Verhältnis zu ihr bessert es nicht.―