Freitag, 30. Jänner 1925

30/1 St. Moritz. Vm. Suvretta Eisplatz. Frau Mendl und ihre mit einem Arzt verheiratete Tochter Hertha; die mich wegen des neulichen Gesprächs („Wille“ ist böse;― Macht, Verantwortung) interpellirt.

― Speise im Julierhof mit O., Lili, und Pietrkowski

Nachher sitze ich lang mit O. in der Hall. Über den Kreis und die Beziehungen in B.-B.― Wie sehen diese Ethiker in der Nähe aus.― Ihre weitern Pläne;― da B.-B. für die allernächste Zeit verschlossen, Feber hier; dann ev. Reise mit Frau M. Italien.― Im Mai möchte sie nach Wien zu Lili;― und verträgt den Gedanken doch nicht, dass ich in dieser Zeit ev. mit C. P. reisen könnte.― Seltsamerweise Todesnachricht Adele Bl.-B. in der Zeitung (fast plötzlich an Grippe) ― die zugleich eine „Freundin“ Alma’s und C. P. war (und von der jene Äußerung neulich herzurühren scheint).― Ich spreche von meinen Arbeitsplänen, besonders Josef.― O. begleitet mich fast bis St. M. zurück.― So gut wir hier miteinander reden ― der Nachgeschmack ist nie ganz rein. Alle ihre Klugheit und alles sonstige positive ihres Wesens spielt sich gewissermaßen außerhalb ihrer persönlichen Lebensführung ab. Was sie thut, ist in jedem Fall das richtige,― und wird sofort mit der Gloriole eines Princips umgeben; sowie alles, was nicht ganz in ihrem Sinn oder gar gegen sie geschieht,― nur aus mindern Motiven;― z. B. (ihr Lieblingswort) „Nichtidentität“ geschieht. Es ist klar, dass sie zurück möchte ― „das einzige was ich zu thun habe … dieses Kind braucht mich ―“;― und doch, so wahr dies in einem gewissen Sinn ist,― die Existenz, wie sie jetzt geführt wird, in all ihrer Unruhe und Kostspieligkeit ist immer noch das kleinere Übel gegenüber dem Versuch, insbesondre in Wien ein gemeinsames Leben aufzunehmen.

― Zu Haus an Fr. d. R. gefeilt, z. Th. mit Unbehagen.―

Las Kurt Martens Schonungslose Lebenschronik II. Theil mit Interesse.― Körperlich nicht wohl.