Donnerstag, 15. Jänner 1925

15/1 Bern. Briefe u. dgl.―

In die Blumenbergstr. Holzapfel, der herzkrank ist, eben ein philos. Werk abschließt, und dann seine Dramen schreiben möchte.― Ist er so „gross“, so führerhaft, als seine Jünger glauben?― ― Seine Frau, die geb. Gomperz.― Erinnerungen, an unsre erste Begegnung, wie er mir von der Bahn kommend, sein kleines Heftchen, Panideal zur Aufbewahrung gab.― Die Epoche des alten Gomperz u. s. w.― Materiell scheint er etwas bedrängt; im ganzen schien er mir höchst liebenswerth.

Zu Tisch Bellevue mit Dr. Landolf (Berner Bund) und Praes. der Freien Studentenschaft.―

Nachher Hall, mit Sect. Chef Schüller aus Wien (Conferenz hier); dem sehr sympath. Gesandten Di Pauli und Herren seines Büros (Optimismus hinsichtlich Oesterr. Stellung in der Welt) ― Baron Hennet (mit ihm Karte an die Hofrätin).

― Mit Dr. Landolf Spazierg.;― Zwinger mit den Bären (ich glaube seit 72 nicht gesehn).

Abds. Vorlesung im Casino, übervoller Saal; las: Dreifache Warnung, letzte Masken, Kakadu, im ganzen recht gut.

Nachher zusammen mit den Studenten u. a.; Rector Wegelin (pathol. Anatom); Dr. Marti (Berner Bund) eine Berlinerin Schauspielerin Frl. Klein, hier engagirt, intellectuell und beflissen.― Schon Nachm. hatt ich den „Strahl eines Herbstabends“ wiedergesehn, das Frl. Bardach (s. Partenkirchen 1912?),― die mit den Ibsenbriefen;― verarmt, abgemagert,― war hier Kino-Klavierspielerin, bringt sich wohl mühselig fort, verkehrt aber in der société … Sie sass neben mir ― setzt jetzt ihre Hoffnungen auf einen Artikel über sie (und Ibsen) im Century Magazine,― den sie mir mit Brief ins Hotel legte.― Rührend-unerträgliche Erscheinung.―