Freitag, 3. Oktober 1924

3/10 Probe. Der geschwätzige Kapellmeister (Huber).―

Übelbefinden.―

Abds. mit C. P., die dauernd verbittert gegen mich, gegen Pötzleinsdorf spazieren und im Kino (Dr. Jack Harold Lloyd).―

Mit Lili und O. zu Haus genachtm.

Mit O. wird das „nötigste“ geredet;― seit jenem Sonntagsgespräch ― das mit „Zärtlichkeit“ endete, dauert meine Erbitterung weiter. Das wesentlichste in jenem Gespräch war ― dass ich ihr s. Z. in München beim Rabbiner die Unterschrift auf das Papier, in welchem das weitre Verbleiben der Kinder bei mir ausgesprochen war, gewissermaßen entlockt! ― „sie hätte das Papier gar nicht gelesen“. (Indess war natürlich in der Corresp. zwischen uns diese Lösung (andre war ja überhaupt nicht möglich) längst festgestellt worden.) Wenn ich sie (für Minuten) aus dieser Position verjage ― so war es dann mindestens meine Verpflichtung,― sobald sie das B.-B. Haus hatte, ihr Lili zu überlassen (wobei sie übrigens durchschimmern läßt,― sie habe das Haus nicht mir,― sondern den guten Ratschlägen der S.s in B.-B. zu verdanken ― ich habe ihr nur ― das Geld gegeben). (Dass,― wie sie mein Haus im Jänner 21 verlassen, schaltet überhaupt aus, das „mußte sie“.) ― Wie sich indess die Dinge gestaltet haben, würde sie ― mit allen Rechten einer Hausfrau ― wieder in der Sternwartestr. wohnen;― gewiss hauptsächlich wegen Lili;― aber der weitre Grund ist, dass B.-B. seine Anziehungskraft verloren. Da mir ein Zusammenleben mit ihr unter einem Dache ― nach dieser kleinen Probe ― unmöglicher erscheint als je; ist sie innerlich empört ― und versucht vor sich (und andern) meinen Widerstand (all das geht fast unausgesprochen hin und her) zu motiviren,― dass ich ― ― gegen sie „aufgehetzt werde“.― ― Sie knüpft [leise] wieder Verbindungen an mit Menschen, die über sie (wie sie weiss) nicht gut geredet ― wie Hofrätin etc… Welches Mass von Hochmut und welcher Mangel an Stolz!―

Meine Stimmung gegen sie ist somit in tiefstem Sinn unversöhnlich ― ;― und doch; da sie in wenig Tagen abreisen will (nach Köln oder B.-B.) (und eigentlich noch bleiben möchte) ― halt ich mich mit Mühe zurück, sie zu längerm Bleiben aufzufordern.

1924-10-03