Montag, 17. März 1924

17/3 Traum: Mit C. P. zum Raimundtheater; habe Sitze vergessen (wie wirklich schon einmal),― der Garderobier (Cassier) moros; Heini findet Dir. Beer nicht;― ich trotzdem ins Theater; setze mich auf irgend einen Parketsitz, C. P. auf einen andern weiter rückwärts. Aufführung eines Stücks in unklar barocker Decoration; Inhalt nicht erinnerlich, ― großer Applaus,― verlasse meinen Sitz, spreche am Orchester Dr. Beer, der mich fragt, ob auch „Fräulein P.“ (ganzer Name) da sei; weist mir zerstreut irgend einen eben leeren Sitz an. Daneben auf einem Sitz ein Teller mit Glas darauf, ich nehme Platz; mein Winterrock ist fort, dafür find ich einen weiten schwarzen Mantel, den ich umwerfe; das Stück geht weiter;― u. a. ein ungeheurer schwarzer Käfig zu sehn, der zugezogen wird (Rothe Mühle, Kino-Elemente); C. P. sitzt weiter rückwärts, übelgelaunt;― Riesenerfolg,― zwischen Logen und Parket, gelehnt ein schweizer Offizier, blonder Schnurrbart, macht mich aufmerksam, daß ich einen schweizer Offiziersmantel trage; man sei sehr streng in dieser Hinsicht, ich erkläre, er sei gegen meinen Winterrock vertauscht, er höflich, ich möchte mich später zu ihm bemühen; er notirt etwas; neben ihm verschwommen steht ein größerer Offizier; wieder auf meinen Platz, neben mir eine ältre Frau aus dem Volk anfangs mit Kind im Arm; sie sagt irgend etwas abfälliges über den Reigen zu mir, und auf eine Bemerkung von mir: Sind Sie vielleicht der Sch. vom Reigen. Warum schreiben Sie solche (Epitheton?) Sachen. Zwei unsympathische Herren neben mir hören zu. Auf der Bühne irgend eine Riesendame wie aus Papiermaché, die hingelegt wird, ihr Gesicht zerplatzt, sie spricht aufgeregt, was irgendwie komisch. Schluss des Stücks; ich schlinge den Mantel über meinen Arm, um nicht als Dieb verhaftet zu werden;― in irgend einem Moment war ich auch ohne Rock, in Hemdärmeln;― suche einen weniger belebten Ausgang, gerathe in eine Art Nebenschiff,― das ganze hat Kirchencharakter; treffe den Grafen Lanckoronski (den ich neulich beim Bundespraesidenten sah, bei welcher Gelegenheit ich zu Hans Müller von L.s Clerikalismus und seinem im Bernhardi verwendeten Ausspruch sprach „Es gibt Dinge, an die man nicht rühren darf“). An einem Billeteur durch Glasthür vorbei, ziemlich allein ins Freie, es ist ein mittelalterlicher Platz, der sich nach unten senkt; kalt, ich fürchte mich zu erkälten, hier kann ich wohl den Mantel umnehmen; am untern Ende des Platzes scheint mich C. P. zu erwarten, da kommen zwei mittelalterliche Ritter, wollen wohl C. P. ermorden; aber da ich einerseits merke, daß es nicht C. P. ist, anderseits das ganze unwirklich ist und zum Theaterstück gehört, wende ich mich ab und erwache.

Früh Gespräch mit Lili, die etwas Fieber hat.

― Nachm. wieder vertrödelt.―

Mit C. P. Kino („Straße“).―