Freitag, 29. Februar 1924

29/2 Vm. in der Schule bei Dir. Spigl, der sich immer wieder entschuldigte, daß er mich wegen solcher „Bagatellen“ (versäumte Stunden von Lili) bemühe.

Bei Helene Binder. Erzählung vom Tode ihres Bruders. (Auch gewissermaßen ein polit. Mord;― irgend ein deutscher Dresdner Arzt hat ausschließlich aus Racen Gründen einen Wiener Chirurgen mäßigsten Ranges zugezogen ― der,― ohne einen Internisten zuzuziehn, offenbar ohne zwingende Notwendigkeit unter Localanaesthesie drei Stunden lang operirte.) ― Sibylle Binder ihre Tochter war auch eine Weile da (nun bei Reinhardt engagirt). („Vilma Flamm“ vor 9 Jahren bei Barnowsky.) ― Über Kinder im allgemeinen und besondern.― Sie sei glücklich mich wiedergefunden zu haben.―

Nm. schickte mir „Vita“ ein Filmmscrpt., das ich gleich las „Die Welt des Scheins“, und in Schlagworten begutachtete.

Mit C. P. Gersthofer Kino „Wetterwart“; worin Albert hervorragend,― und mich, offenbar auch aus persönlichen Gründen ergriff;― dachte an Liesl, über Liesl an O.; vergangne Zeiten;― in Erbitterung und zweck- und grundloser Sehnsucht. Der Gedanke, mit ihr zu leben, je wieder zu leben; bleibt fast unerträglich;― und anderseits das Bewußtsein, daß man nur mehr wenige Tage oder Wochen im Laufe der Existenz zusammen verbringen,― kurz gesagt, daß einer von uns beiden wahrscheinlich telegrafisch irgend einmal an ein Sterbebett berufen werden wird,― qualvoll.―

Heini mit einer fieberhaften Verkühlung zu Bett, sprach nach dem N. lang mit ihm;― über seine Carrière etc.― Er fühlt selbst, dass ihn Schauspielerei nicht auf die Dauer befriedigen werde; ich finde aber (wie er selbst), daß für seine Laufbahn als Regisseur und Director (die ihm vorgezeichnet scheint) ein paar Jahre Schauspielerei unerlässlich.― Viel auch über Lili und ihren Mangel an „Pflichtgefühl“. Die Schwierigkeiten insbesondre des nächsten Jahres empfand ich wieder schmerzlich und drückend.