Donnerstag, 10. Jänner 1924

10/1 Traum. In einem Hotel auf Reisen, ich wohne mit Lili und Olga; Abreise von mir steht für übernächsten nicht nächsten Tag bevor (was mich irgendwie beruhigt) … Olga und Lili liegen zärtlich umschlungen auf dem Sofa; während O. nicht da, sagt mir Lili, könnt ich nicht noch 14 Tage hier bleiben und Skifahren, oder nach Darmstadt fahren. Ich rege mich sehr auf, sage, wir können das Geld nicht so hinaushaun;― sinke hin, athemlos, mit einem zum Theil simulirten Anfall.― O. wieder herein, jetzt schwarz gekleidet (der Wechsel: Aurelie im 3. Akt ―), dem 20 Jahr alten Bild auf meinem Pult ähnlich; O. sagt zu Lili ― Du hast ja deine Mutter genug; worauf Lili (jünger als in Wirklichkeit) Meine Großmutter in Wien hab ich eh genug, aber meine Mutter kann ich nie genug haben … Ich soll packen oder dgl., bin in Unterwäsche, ohne Talar;― O. ins Nebenzimmer, ohne schlafen zu gehn,― da steht die Thür zum nächsten Zimmer (wo andre Gäste wohnen) offen, und die Nachbarsdame steht beim Nachtkastl, offenbar beschäftigt einen Ring O.s zu stehlen. Sie erblasst, und verschwindet ins Nebenzimmer, das auch ganz erleuchtet, O. ihr nach, ich bleibe gespannt stehen, die Frau steht an einen Tisch gelehnt ― O. kommt zurück,― eine lange Person, die Tochter jener Frau breitet schützend über die Diebin die Hand, resp. umarmt sie;― die Thür schließt sich;― O. weist mir den Brillantring, den sie also zurückerhalten (sie hatte nie einen ― die Gräfin W. sprach gestern von Grethe Kainz, die den einen berühmten Brillantring noch nicht verkauft habe) ― O. sieht ganz anders aus, groß, in einer gelblichen Tracht, fast wie Schwesterntracht.― Vorher träumt ich, daß ich radfahre, sehr geschickt, mit Tasche unter einem Arm, durch Häuser,― statt in eine Thoreinfahrt (wie ich glaube) ― in eine Höhle,― dann in einem Hof herum, der nah der Mauer ein abgründiges Loch hat, ich vermeide geschickt, drehe das Rad unter mir öfters im Kreis um seine Achse, wundre mich, dass O. und Lili meinetwegen so wenig ängstlich sind.―

Vm. Vth. General Probe von Auernheimers Casanova in Wien; fand es noch schwächer als nach Lectüre.― Sprach den Dichter, Ludwig Bauer (Lugano),― Eulenberg, Richard, Paula, Frau Menczel mit der ich heimfuhr.

Dr. Horch theilt mir mit, dass Bassermann Sala nicht spielen wolle, da er nur mehr in Stücken auftrete, wo seiner Frau eine große Rolle zugedacht sei. So hatte Geyer mit mir angeknüpft,― ohne B.s Zusage zu haben, und ich sitze, da ich Herterich definitiv abgesagt,― zwischen drei Stühlen.

― Abends „Liliom“ im Rmdth. Pallenberg ausgezeichnet;― als Todter ergreifend;― eine Debutantin Frl. Wagner sehr hoffnungsvoll. Heini spielte gut die winzige Rolle des Arztes. Sprach u. a. auch Molnar.― Genachtm. bei Gruß mit Heini, Arthur Kaufmann, Menczels.