Mittwoch, 31. Oktober 1923

31/10 Vm. Besorgungen.―

Bei Max Schwarzkopf, wegen Gustavs 70. Geburtstag. Gustav will keinerlei Artikel, keine Erwähnung ― keine Ehrengabe ― wäre aber vielleicht doch verletzt (sagt sogar Max) wenn gar nichts erfolgte. (Ich hatte mit Auernheimer und Wengraf (Praes. der Conc.) telefonirt.

― In der N. W. Bühne bei Director Robert, in der Sache der 500 Goldmark, die als 4 in meinen Besitz gelangten;― sein Vergleichsvorschlag.―

Die Judenaustreibungen in München, Zustände in Bayern und Sachsen. Der Dollar 200 Milliarden. (Meine holl. Gulden zum „Merkur“, für O.) ―

Mit O. steh ich innerlich nicht sehr gut;― ich nehm ihr irgendwie die Behaglichkeit ihrer Existenz übel;― während alle wirtschaftlichen und sonstigen Schwierigkeiten,― häusliche besonders, auf mich fallen.― Könnt’s zwar nicht vertragen, wenn sie diese Behaglichkeit nicht hätte; fühle aber sehr genau, daß sie die Vorgeschichte so gut wie vergessen hat, jedenfalls ihren Schuldantheil, und die Sache vor sich selbst (und wohl auch vor andern) darstellt, als hätte ich sie aus dem Haus „getrieben“ … Am übelsten aber nehm ich ihr die billigen Weisheiten ihrer Briefe „daß es in Herzensdingen keine Lüge geben kann“,― „daß es nicht auf Thatsachen ankommt, und das Reden drüber, sondern auf die Wahrheit die jeder Mensch in sich trägt … von seiner ersten Stunde“ … ― lauter bequeme zum eignen Gebrauch geprägte, auf beiden Seiten tragbare Aphorismen, die jede Verantwortung aus der Welt schaffen sollen ― wo es sich um eigne Schuld handelt. Für die andern gelten dann unverzüglich andre Gesetze.―

Ich nehm ihr vielleicht auch meine Einsamkeit übel ― und am meisten, daß sie mich doch nicht von ihr befreien könnte … Wie lange ists nun her, daß ich mit niemandem, nicht Frau noch Mann ernstlich über meine Arbeiten spreche ― von gleich zu gleich. Und wem gegenüber hätt ich in der Tiefe das Bedürfnis??― Wo dürfte ich ein echtes wahrhaft sachliches Interesse vermuten?

Nm. am „Verf.“ ―

Abends mit C. P. im Gersthofer Kino.