Montag, 24. September 1923

24/9 Traum, von O. (wie manchmal in der letzten Zeit);― auf Reisen, ich mit Heini im selben Zimmer?,― Olga zu mir zärtlich;― ich erwache im Traum aus dem Traum, weine, in der Empfindung, daß O. im Nebenzimmer; träume weiter; nun kommt O. wieder,― empfinde ihre Berührung ― Hand auf meiner Stirn, ganz körperlich (wie in Träumen vor 2 Jahren), ― „weiß“, daß es kein Traum,― und erwache wirklich.

Vm. dictirt Briefe, Verf.―

Mit Lili Nm. über einen Beruf, der sie unabhängig machen könnte. Sie begann spontan. Sie fand, daß sie eigentlich kein ausgesprochenes Talent habe; beneidete ein wenig ihre Freundin Lotte um das kunstgewerbliche; am ehesten noch moderne Sprachen;― ihr stärkstes Interesse: Geschichte.―

Zu Frau Schmutzer. Einige Professoren anlässlich der Hochschulkurse. Wiedersehen mit Geh.rath Walzel ― der aus dem besetzten Bonn kam (wo die Germanisten neulich im Seminar den „großen Wurstl“ aufgeführt haben!) ― Politisches Gespräch.― Mit einem jungen Docenten Wien (wer?) über die hiesigen hakenkreuzlerischen Studenten, die zu stören drohten, wenn man den Hofr. Hertz (den geistigen Leiter der Hochschulkurse) nicht amovire, man kam ihnen entgegen.

― Auch Salten war da; schien in schlechter Verfassung, mit schwimmenden Augen, zerstreut, praeoccupirt, sorgenvoll, bedrückten Gewissens.― Das Hören verursachte mir ― oft nutzlose ― Mühe.―

Zur Erholung in ein Kino.―

Mit Lili nach dem Nachtm. ein Gespräch über Friedrich und Napoleon. Sie war ihres histor. Interesses nicht ganz sicher, da sie,― wie sie sagt, sich nur für die „Persönlichkeiten“ als solche interessire … (nicht für die Zusammenhänge).