1/9 Celerina. Gegen Morgen viel geträumt (oft Zahnschmerzen, wegen Knirschens,― wohl die ungewohnt reichliche Nahrung) ― manches, daß ichs vor Graun (oder Aberglauben?) nicht aufschreibe. Dann: mein offner Hängekoffer ― steht in irgend einer Wohnung Universitätsstraße (― etwa grade so weit von Frankgasse, wie jene Häuserreihe Währingerstraße, die immer in meinen Träumen wiederkehrt) ― lege (in meiner schwarzen Mappe) die Tagebücher hinein, denke, ich habe eine glückliche Zeit verbracht, werde es gern lesen, muß es verbergen (irgendwie vor Vater),― irgend wer zeigt mir (als gleichsam im Tagebuch enthalten) Bilder von Träumen ― eines: links eine Landschaft, rechts Schiff auf hoher See,― in der Mitte eine weibliche Figur mit einem Täschchen, darin ist, wie mir der Erklärer sagt (und als charakteristisch für Traum bezeichnet), ein Bouquet für den Friedhof, das sie vergebens sucht ― (Deutung sehr vielfach. Das Schiff auf hoher See ― Prinz Arduins Schiff (Verführer); das gesammte etwa das Bild, von dem Johanna im Eins. Weg spricht (Nachricht dass dieses Stück czechisch aufgeführt werden soll),― die Figur, resp. das Gesicht ähnelt dem Titelbild eines franz. Romans, den ich mir gekauft (les deux rives).) ― Dann Josefsplatz, ― auf einer Bahre, es soll aber ein Bett sein, wird gegen den Schweizerhof zu eine Art mumifizirte Leiche getragen, was aber mit Tod u. dergl. nichts zu thun hat, eher mit Burgtheater,― der Kopf sieht Schott ähnlich (was mir bewußt ist),― zwei Frauen, ältere sind irgendwie betheiligt (Ulrike und Anastasia Woytich ― ?); auf der Währingerstr. (Versorgungshaus etwa) spricht jemand zu mir, daß Hartmann um 11 Uhr Vormittag Theater spielen müsse, wie übrigens alle pensionirten oder verstorbenen Burgschauspieler (quasi Ersparungsmaßregel);― ich gehe neben der Bleibtreu (die ähnlich aber doch anders aussieht), sage, wie schrecklich die Vorstellung Weites Land, trotz Korff war;― man könne eben nur am Burgth. spielen ―; wenn man nur an die Bl. ― denke;― und versichre sie zugleich ― daß ich total vergessen habe, sie gehe neben mir ― was aber eine Unwahrheit ist.
Vm. in St. Moritz. Einkäufe.― Exc. Sieghart u. a.―
Nm. am Verf.― Heftiger Regen.
N. d. N. im Haus Rocco, wo Frau Dr. Osborne bei Freunden wohnt. Der Hausherr, dessen Frau und Kinder verreist zeigt mir das schöne merkwürdige Haus. Ein Münchner Professor und Frau gleichfalls anwesend. Fr. Dr. Osborne zeigt mir einige von ihr aufgenommene vorzügliche Portraits (Hauptmann u. a.) „um mir Muth zu machen“. Der Unterhaltung konnt ich nur mühselig folgen.
Lese Dostojewski „Erniedrigte und Beleidigte“.―