Samstag, 18. August 1923

18/8 Bergün.― Vm. mit C. Val Schur.― Am frühen Nachm. Abreise;― C. nach Pontresina weiter; ich Celerina. Auf der Post Tel. von H. K., in Churwalden anzurufen, was mich eher irritirt.― Ein Brief von O.; dessen ferner Ton mich tief verstimmt.― Gestern fand ich hier Briefe von D. M. und Hel. Binder.― Keine Nachrichten von B. B. und V. L.

Bin einlogirt, in dem gleichen Hotel, wo wir vor 9 Jahren wohnten,― als der Krieg ausbrach. Wer mir damals prophezeit hätte, wann und unter welchen Umständen ich wieder hier sein würde. Die wunderbare etwas strenge mir im Grunde nicht ganz gemäße Landschaft, von erstem Herbstlicht überflossen liegt vor meinem Fenster, ich habe ausgepackt, mich „behaglich“ eingerichtet ― auf „längre“ Zeit, etwa 14 Tage, in der Hoffnung zu arbeiten. Daß H. K. offenbar in die Nähe kommen will, stört mich;― C. werde ich öfters sehn, nur nach eignem Belieben … Es ist beinahe „Undankbarkeit“ ― aber diese Sache geht mir nicht einmal an die Oberfläche der Seele. Das Schweigen von B. B. befremdet mich, ― wenn’s mir eben einfällt: die Grundstimmung kommt nur von O. her;― Sehnsucht nach einer Unerreichbaren ― weil die die ich meine, nicht existirt ― oder zerstört ist.― Alles übrige steigert eher das Gefühl meiner Einsamkeit als es zu vermindern.

Nm. am Verf.―

Das Diner im Saal. Lecture in der Halle.