Samstag, 18. November 1922

18/11 N. W. B. Generalpr. „Weites Land“ mit Korff. Er und seine Partnerin Fr. Karsten sehr gut; die andern mäßig bis schlecht. War mit Heini und Frl. Rie.

Träumte diese Nacht u. a.: Am Ufer eines Meeres stehend (wieder Wassertraum!) sehe ich Schwarze schwimmend ― ich frage jemanden am Ufer (auch Neger oder eher Negerin) (lese eben Bauers Büchlein über Soliman!), ob sie mir die hier (Afrika?) üblichen Tödtungsmethoden beibringen könne, sie lächelt erfreut. Die auf dem Meer schwimmenden sind (jetzt erst) lauter Negerinnen, mit prallen Brüsten … Die von mir gefragte (mir undeutliche) Person antwortet erfreut, und nimmt eine Flinte, um auf mich (zu Lehrzwecken) anzulegen (Erzählung H. K.s neulich von dem Waffenfabr. Striberny, der vor ein paar Jahren starb!) ― ich lehne ab;― also lieber Messer, wir stellen uns mit gezückten Messern gegenüber ― ich will pariren, frage, ob schon bei solchen Übungen einer todt geblieben,― sie erfreut: Oh ja ― worauf ich verzichte.― Dann in Eisenbahn, Seitengang, mit Herrn kleines Bärtchen, etwa Wantoch (Teplitz) ― dann im Wagen,― mit O. (?) könnte den jungen Benedikt besuchen (ließ mich neulich darum bitten!), schwanke, steige Rotenturmstraße ab,― will meinen Traum in ein Tagebuch schreiben, suche ungestörtes Zimmer (Lili, die sich einsperrt, wenn sie Tagebuch schreibt!) ― bin am Gürtel, ein junges Mädchen, reizlos, neben mir, aber doch etwa Stephi, der ich ein paar Mark in die Hand drücke ― es fällt mir ein ― zu wenig, da ich ja auf länger verreise …

― Nm. Tgb. 1914 vorgenommen. Wie nah diese Zeit!―

Abends im Kino (Flieger-) daneben in der N. W. B. wurde W. L. gespielt ― schwankte, ob ich hingehn sollte, fuhr doch lieber heim.―

Lese den Ehrenstein’schen Aufsatz über Peter Altenberg ― Sonderbar, daß fast alle, die über P. A. schreiben, das Bedürfnis haben, sämmtliche andern Wiener Dichter bei dieser Gelegenheit (meist ohne sie zu nennen) zu beschimpfen. Wie charakteristisch war der klägliche Aufsatz der Frau Schwarzwald über sein Begräbnis … Irgendwie muß das doch auch an einem Element des P. A.’schen Wesens liegen, der, ein so außerordentlicher und wundervoller Dichter er war,― ein (von allem moralischen abgesehn) Schubiak gewesen ist.