Donnerstag, 9. November 1922

9/11 Träume: im Hotel Imperial besuch ich Grethe Kainz, die goldplombirte Zähne hat, sage ihr, auch Olga sei da, öffne die Thüre, in einem großen Vorraum, aber vor ihr noch (weiß gekleidete?) Kinder, steht, mit einem Schal, ernsthaft und costumehaft, O.― In einem Zimmer mit den (seit Jahren verstorbnen) Eduard Brüll und Goldmark. G. entfernt sich eben, sieht die Thüre schlecht, ich denke bewegt an seine 84 und an mein nahendes Alter;― Ed. B. auf einem schwarz ledernen Sofa sitzend sagt: „Wir haben ein schönes Leben gehabt.“

Dictirt Briefe u. a.―

V. L. ruft an ― erzählt mir, seit ein paar Tagen haben die Gerüchte sich verdichtet, daß sie von ihrem Gatten weggehe und mich heirate. Heute sagte es im Spital ein Arzt ihrem Gatten! ― sie wird telef. angerufen u. s. w.― Sie reist morgen früh mit ihrem Bruder Ferry nach Berlin, ohne Zusammenhang damit ― vielleicht in Zusammenhang mit Dingen, von denen ich nichts weiß. Gerüchte sind eine seltsame Sache.

Nm. eine kleine jüd. Amerikanerin, Miss Malkiet bei mir, literar. beflissen.―