Mittwoch, 29. März 1922

29/3 Mit Heini Stadt (Kleiderbestellung für ihn).―

Kammerspiele, wegen Sitzen. Samstag und Sonntag wieder zwei Mal, wogegen ich mich ausdrücklich gewendet.

Dtsch. Consulat.―

― Bei Tante Pauline;― ihr einiges Geld bringen. Alte Frau. Sehe sie immer noch als junges Mädl, die im Burgringsalon mit Peter v. Suppé, ihrem spätern Gatten, im Fenster stand.― Das Unglück in der Familie,― alle 4 Töchter übel dran. Else Keller, die geschiedene, deren Tochter vor 3 Jahren starb, war da, hatte heute eben 47. Geburtstag;― gibt Gesangstunden zu 50-100 Kronen!― Ich rathe allerlei.― Pauline „schämt sich“, uns zur Last zu fallen ― ; ist von meinem Besuch „gerührt“.― Über die Nervenbelastung in unsrer Familie, von Markbreiter her.―

Ins holländ. Consulat, wegen Paßvisum.

― Zum Burgth.;― vor dem Parlament Arbeitslosendemonstration; einer sprach, ich hörte abgerissne Worte. Wacheaufgebot;― gleichgiltige Zuhörer, die vorbeifahrende überfüllte Tram. Die plaudernden Wachleute zwei Schritt weit vom Redner. ― Die Revolution als solche langweilt die Leute sichtlich.

― Mit Wildgans und Molitor Besetzungfragen Medardus. Dann mit W. allein, der mir sein Herz ausschüttet wegen Reinhardt, und den Dingen „hinter den Coulissen“;― mich wegen Langmann um Rath frägt, der verlangt W. solle mindestens 6 Stücke von ihm fest annehmen, jedes Jahr zwei spielen. Fragt nach neuem von mir;― er muß zwei Jahre vor sich haben, um ein Stück zu wagen.― Über das Bth. als Symbol von Oesterreich; auch in dem Sinn, daß auch hier noch allerlei Habsburgerei fortdauert.

Nm. am Verführer (2. Sc. 2. Act vorläufig Schluss).

Z. N. bei Schmidls (die nach Ragusa fahren).―