11/2 Mit Heini in der Stadt; Raglan für ihn (168.000!) ―
― Bei der Hofrätin. Eisenschitz ― Besetzung des Paquebot Tenacity von Vildrac;― er ging bald.―
Mit der Hofr. über die Bth.-Zustände; Wildgans schwach und anscheinend etwas falsch; Hugo arbeitet bei Vetter für Reinhardt;― George (der Schauspieler) hatte der Hofr. Wunder von Hartung erzählt;― ich spreche mit ihr von Heinis Darmstädter Möglichkeiten;― wir erwägen Hartungs Candidatur fürs Burgth.; und ich ertappe mich nicht ohne Vergnügen auf einer etwas aufrichtig-intriguanten Haltung gegen Reinhardt.― Über Hugo;― seine außerordentliche geistige Erscheinung;― seine künstlerischen Arbeiten (wie Welttheater) nicht aus innern Notwendigkeiten, sondern fast immer aus äußerlichen Gründen begonnen; mit zwecktrüben Elementen durchsetzt (zu stark ausgedrückt). Er selbst fühlt den innern Conflict, daher sowohl seine „Ohnmachten“ und allerlei hysterische Krankheitssachen, denen auch das Komödiantische nicht fehlt; auch die gelegentlichen Wandlungen des daemonischen seines Wesens ins satanische sind durch den innern Conflict verursacht. Ein hoher Geist und eine trübe Seele.―
Unautor. Aufführung des Reigen in Paris; event. Schritte dagegen.―
Dr. St. wünscht, daß Frau Binder die kleine Enkelin zu sich nehme;― die Mutter (Frau B.s Tochter) soll in ein Sanatorium; sie wende sich von ihm ab; er will eigentlich zu seiner Frau zurück. Das ganze eine durchsichtige Intrigue von St., um seine Geliebte und alle Verpflichtungen los zu werden. Die Enkelin soll automatisch die Tochter zu Frau B. nachziehn; es wäre Helene B.s Ruin.―
Zu Tisch Ruth Lindberg; sie war krank, auch in Breitenstein. Beziehung zu dem gleichfalls erkrankten Pr., den sie nach Schwarzach in ein Sanatorium gebracht, scheint ernst;― ihr schwedischer Bräutigam hat sie nach Hause gerufen; sie lehnt ab.―
Die Hofr. erzählt mir u. a. von einem angeblichen „neuen“ Verhältnis G.s. Das schadete O. irgendwie bei mir.
― Gegen Abend ins Cottagesanatorium bei Grethe Gelbard-Zuckerkandl, die seit Ottos Tod um 30 Kilo abgenommen hat, an hyster. Erbrechen leidet.― Prof. Emil Redlich und Wittels.―
― Zu Hajeks, Gesellschaft. U. a. Gesandter Perez, der allerlei unmögliches von den oesterr. Behörden erzählte und unsern Politikern. U. a. wie die schon sichre Hilfe für die Universität durch die idiotische Haltung unsrer Deutschnationalen zu nichte wurde.―
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Hedy Kempny an Arthur Schnitzler, 11.2.1922
Quelle: Hedy Kempny und Arthur Schnitzler: Das Mädchen mit den dreizehn Seelen. Eine Korrespondenz ergänzt durch Blätter aus Hedy Kempnys Tagebuch sowie durch eine Auswahl ihrer Erzählungen. Hg. v. Heinz P. Adamek. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1984. (Neue Frau)