Mittwoch, 7. Dezember 1921

7/12 ― Gen. Pr.― Die Hofrätin, Frl. Mayer, Garda Kfm., Lou Salomé und Frl. Freud waren u. a. anwesend.― Zum Theil sehr gute Vorstellung, nicht ganz fertig.― An den Stücken hab ich immer Freude.

― Ich saß ganz allein, vorn.― Ob mein Leben äußerlich und insbesondre innerlich sehr anders wäre ohne mein Ohrenleiden? Gewiß nicht sosehr als ich meist glaube. Doch welche Veränderung wenn ich es plötzlich verlöre?― Aber auf wie lange ―?

Nm. am Verführer.―

Vth.; „Lebendige Stunden“; in der Loge mit Julius Helene Annie.― Heini, Gustav besuchten. Im Zwischenakt Intend. Jessner Berlin,― der eins meiner Stücke haben möchte ― am liebsten Medardus, was aber jetzt technisch unmöglich, also Eins. Weg.― ― Sehr anständige Vorstellung; Onno in den vier Rollen vortrefflich ― ganz besonders als Gilbert, den man ihm nicht zutrauen wollte.― Nach dem 3. und 4. kam ich, sehr stürmisch gerufen, oft heraus. Die Steinsieck als Margarethe, die Wagner als Paola sehr gut.

― Nachtm. bei Menczels, mit Heini; und Heinrich Mann’s; die morgen rückreisen;― Salten nachher.―

― Las zuhaus noch Johst „der Einsame“ Talent mit Praetensionen; naturalistisch-expressionistisch; das Product selbst unangenehm.―

Bestechlichkeit des „Directors“ Molitor vom Burgtheater, die ich längst geahnt, und die mir nun von Mann (der sich daran hielt) bestätigt wird. So erscheint die Repertoirebildung und meine persönlichen Erfahrungen erklärt.