Dienstag, 18. Oktober 1921

18/10 Vm. bei Dir. Stern, Allianz; Filmgespräch;― Verlangen der Nordisk F. nach Ablösung der Urheberrechte.― Der mißlungne Anatol Film in Amerika, der ganz lächerlich zu sein scheint.―

Vth.― Mit Schulbaur die Besetzung der „Leb. Std.“ besprochen.―

Nm. Verwaltungsdir. Rosen Berlin Deutsches Theater, wegen Anatol. Ich bestehe auf Zahlung der Conv.-Strafe für Schwestern zu wohlthätigen Zwecken.― Über Berl. Theaterverhältnisse im allgemeinen; Klöpfer, holl. Gastspielprojecte etc.―

― Vorher Dr. Wittels;― in Popper Angelegenheiten. Gespräch über den Roman im allgemeinen; und die geringe Eignung der Deutschen (und Juden) zum Romanschreiben.―

Hr. Reiner und Frau Else (einstige Singer). Sie spricht von ihrem Selbstmordversuch vor 27 Jahren „um mir eine Unannehmlichkeit zu ersparen“, (als man unsre höchst harmlose Corresp. gefunden), ihrer jahrelangen Krankheit (Epilepsie) und Heilung durch die Ehe vor 2 Jahren. Er vor vielen Jahren Cadett; sie nennt ihn einen „Kohlhaas“, er ist ein erfolgloser Dichter; Journalist liberal demokratischer Couleur;― wie es scheint braver nicht allzusehr verbitterter etwas trivialer und nicht ganz unbegabter Mensch, in der Lebenslüge versponnen, daß man ohne „Empfehlung“ nicht weiter komme. Mit seinen 54 keineswegs gewillt die Hoffnung aufzugeben.

Richard kommt mit Siegfr. Jacobsohn (Weltbühne). S. J. bleibt zum Nachtm.; erzählt von dem am Leben bedrohten Harden (Nationalisten!); seiner Arbeit, seinem Haus in Sylt;― den Berl. Theaterverhältnissen;― ich spüre seine falsche Beziehung zu mir und die Unterhaltung ist wenig beschwingt.―

Lese Heine’s „Börnebuch“ wieder; wie frisch noch heute!―