Samstag, 30. April 1921

30/4 Vm. Paßstelle Visum für Deutschland.―

Bei Alma Mahler (wie mich O. tel. gebeten), die nun einen Tag bei O. verbracht. Wir sprachen zum ersten Mal darüber.― Ein Brief von Lili, sehnsüchtig, kam eben, als Alma dort war; Olga war sehr darnieder; dann aber, mit ihr und Werfel, heitrer. Im ganzen nichts neues ― Alma spricht von O.s Unraffinirtheit, Ungeschicklichkeit, dem Einfluß der Zeitatmosphäre, dem gefährlichen Alter ― und ― kommt zum Schluß, daß wir wieder zusammen müßten ― ― Sie (O.) habe mir sozusagen übel genommen, daß ich sie im Herbst, als sie (sozusagen) entschlossen war zu bleiben ― nicht „verführt“ habe … ― Nun habe O. geschrieben, seit sie wisse, daß ich nach München komme, sei sie wieder eine andre, heiter u. s. w. ― Die Wirkung all dieser Dinge auf mich fast null; oder gegentheilig ― Im Laufe der nächsten Zeit ein Zusammenleben (so sage ich auch Alma) undenkbar. Immer wieder: nicht das „Gefühl“ verüble ich; nur das miserable Benehmen (innerlich und äußerlich) dieser letzten zwei Jahre. Wie auch jetzt ihre Sehnsucht (alle „Anhänglichkeit“ zugegeben) sich zum allerwenigsten auf mich; sondern, abgesehn von den Kindern,― auf die Annehmlichkeiten des Hauses u. dergl. bezieht.― Alma hatte fast immer Thränen im Auge.― Ich war über zwei Stunden bei ihr; sie kommt von einer Reise mit Werfel (der Vorlesungen hielt) aus Deutschland.―

Nm. am Weiher.―

Z. N. bei Julius und Helene.―