Sonntag, 6. Februar 1921

6/2 S. Vorm.― Ein wenig spazieren.― Am „Weiher“.

Zu Tisch Salten. Sehr übel auf die Reigen Inszenirung und Aufführung zu sprechen.― Später in meinem Zimmer nach Überwindung einiger Verlegenheit: er müsse mit mir sprechen ― wäre es auch nur, um mich fühlen zu lassen er sei da; … man wisse ja, daß etwas vorgehe,― er spüre es seit 2 Jahren u. s. w.; er, der seit einiger Zeit von allen Seiten gefragt werde, weise brüsk ab …― Ich sagte ihm ― was heute ohnedies alle Welt weiß;― er war sehr freundschaftlich herzlich, wünscht nur, daß ich nicht, am Ende gar körperlich leide;― das wichtigste: weiter arbeiten, und womöglich irgend eine erotische Beziehung … Was ihn wundre: daß man nach 20 Jahren nicht stärker zusammengewachsen sei;― in dem was er über O. sagte, zeigte sich die allgemeine Stimmung gegen sie. Man läßt ihre starken intellect. Eigenschaften gelten;― empfindet als die Wurzel ihres Wesens „Unbescheidenheit“ … Daß sie sich durchaus nicht genügen lassen wollte ― an dem was sie hatte;― und es wohl hätte dürfen;― insbesondre ihren künstlerischen Bestrebungen, in denen zu viel Eitelkeit und zu wenig Sachlichkeit steckte,― sah man ja seit je mit Unwillen (vielfach ungerechtem) zu ― S. erinnerte sich besonders an ihre Empörung als sie bei Mautner vorgestellt wurde als Frau A. S.―

Zur Hofrätin, wo ich u. a. Frau Szell, Oldens, Gf. Mensdorff, Garda Kaufmann u. a. sprach.―

― Ins Theater. Reigen (vom 6. Bild an), bald Bühne, bald Zuschauerraum.― Immer ausverkauft.― Mit Friedmann heim.