Sonntag, 19. Dezember 1920

19/12 Traum gegen Morgen: Ich gehe mit der Sängerin Wilt (sie hat vor etwa 25 Jahren durch Selbstmord geendet, weil ihr viel jüngerer Geliebter, jetziger Prof. Walzel sie verlassen!) über den Hohen Markt; sie fragt irgendwie nach O.’s Gesang, dann plötzlich … „Ist sie noch so berauscht … von ― (ohne Namen …).“ Ich: Sagen Sie ruhig „verliebt“ … Sie äußert dann irgendwie ein Mitleid mit ihr. Ich sage: Es wäre ja ganz einfach, wenn es ein unbeträchtlicher Mensch wäre;― aber seine Begabung ― meine Sympathie für ihn … u. s. w.― Auch die alte Sängerin Ehrenstein (die O. und ich neulich bei Winter sprachen) erscheint im Traum, ich will ihre, oder habe ihre Briefe gelesen (es entspricht ein paar Briefen O.s an St. die ich neulich gelesen) ― auch Bruno Walter spielt mit, geheimnisvoll neben, unter meinen Schreibtisch verschwindend.―

Außer eine Karte (und Telegr.) von O. („meine geliebten drei“ beginnend) keine Nachricht, wohl auch wegen Poststrike verspätet. Meine Nerven durch ihre Abwesenheit wieder auffallend erholt.

In Hietzing bei Popper; körperlich verfällt er; geistig ist er regsamer. (Wir sprachen über das Recht zu leben und Pflicht zu sterben,― Beethoven Quartette u. a.) Es kamen u. a. noch Fr. Roland mit ihrem Gatten Coudenhove. Mit ihnen und Glücksmann fort.―

Zu Salten. Über die „Kinderhilfsaction“; gab ihm meinen Entwurf zu einem Aufruf.

Nm. am Weiher.―

Begann den Roman von Kory Towska (Rosenbaums Frau, Verlag R.) zu lesen.

Abds. Erich Wolfg. Korngold und Bubi B.-H. bei uns z. N.; später Ernst Loewy. K. spielte aus seinen Sachen.