Dienstag, 7. Dezember 1920

7/12 Vm. bei Gisa. Das erste Mal mit ihr über meine Angelegenheit. „Ich hab dich während der letzten Zeit schon hundert Mal fragen wollen …“ Ich fragte sie direct, was man über unsre Ehe rede. Genau das, was ich erwartet: Baldige Scheidung;― die häufigen Reisen O.’s ließen vermuthen, daß ein Grund vorhanden;― Name würde nicht genannt.― Ich erzählte Gisa die Leidensgeschichte dieser letzten 2 Jahre; sie, obwohl sie O. als „ungewöhnliche Frau“ ansieht, gern hat und andern gegenüber zu vertheidigen scheint; findet auch dass unter diesen Umständen ein weitres Zusammenleben kaum denkbar.― Sie war mitfühlend und warm.―

Dann zu Harz ins Hotel Wandl. Über weitere Auflagen, Freigabe des Reigen, und allerlei allgemeine Verlagsangelegenheiten so scharf und klar, als gäb es kaum Dinge von erheblicherer Wichtigkeit.

Nm. verthan.―

Concert Fried (Mahler, Klagendes Lied etc.), mit Frau Vilma L. und Kolap.―

Daheim erzählt ich O. das Gespräch mit Gisa. Wir sprachen sehr ruhig und freundschaftlich. Sie wollte einen Rath. Unmöglich. Sie muß völlig unbeeinflußt entscheiden. G. „dankt ihr auf den Knieen“ daß sie mit mir gesprochen.―