Freitag, 17. September 1920

17/9 Vorm. allerlei geordnet.―

Nm. die erwartete Discussion. Eben kam vom Semmering eine Karte, von Werfel, Hofrätin, Alma, An. Kolb unterschrieben ― O. fragt mich, was ich eigentlich (vor circa 6 Wochen) zur Hofr. gesagt. Es stellt sich heraus, dass diese in ihrer indiscret unpraecisen Art meine Empörung, die ich leider in jenem aufgeregten Gespräch nicht verhehlt über O.s Versuch für meine herabgesunkne Productionskraft mein Älterwerden, nicht unsre unglückselige Ehe verantwortlich zu machen,― mitgetheilt (natürlich wieder sie beschwörend, daß sie mir nichts sage) so daß meine Äußerungen angeblich gelautet hätten: „Sie schneidet mir die Gurgel … Nun verbreitet sie daß ich senil bin ―“ ― Ich versuche O. aufzuklären zu beruhigen was schon deswegen nicht gelang, weil sie ja gern das Unrecht auf meiner Seite und womöglich nur auf meiner Seite sehen wollte ― und weil ich natürlich das, was unrecht war ― daß ich so unvorsichtig gewesen, zu der Hofr. zu sprechen,― selbst sofort zugab.―

Erst n. d. Nachtm. ging es weiter. Ich sagte ihr ― daß diese neueste Thatsache natürlich nicht der eigentliche Grund für ihre feste Absicht sei nach München zu Fr. v. Jacobi zu gehen;― sie, ohne diese Gründe eigentlich in Abrede zu stellen ― machte wieder mein „Mißtrauen“ für die Zerstörung unsrer Ehe verantwortlich ― ich nannte ihr die Gründe zu meinem Mißtrauen ― tausend mal gesagtes wurde wiederholt;― überflüssige Härten und Bitterkeiten ― das wesentliche ist: ihr Herz ist nicht nur nicht bei mir; es ist anderswo.― Das Gefühl meines Elends, meiner Einsamkeit war grenzenlos;― in Thränen schlief ich um zwei ein, in Thränen wacht ich um sechs auf …