Sonntag, 27. Juni 1920

27/6 S. Spazierg. Salmannsdorf ― Hameau ― Weißes Kreuz ― Dornbacher Park Pötzleinsdorf.― Gewitter und Regen; sehr durchnässt.

Träumte diese Nacht: Wartezimmer, aber irgendwie Theatersaal (privat) bei Freud, ich als Patient, eine Art Diener ― Secretair mit Liste ruft Herr „Schönleber“, was ich bin, und zugleich, ob jemand mit Nikisch tauschen möchte. Ich bereit dazu, weil ich früher dran kommen will, trete zu Nikisch, der hemdärmelig bei einer Art Waschtisch steht, zerstreut, ich sage ihm, mit Beziehung auf unsre angebliche Aehnlichkeit „Ist es nicht ein seltsames Zusammentreffen, daß ich gerade mit Ihnen tausche?“ (oder so ähnlich). Er erwidert nichts, abwesend, ist schwärzer als wirklich und hat Goldplomben,― der Warte- Zuschauersaal nur drei, vier Reihen gefüllt;― es ist (nicht bei Freud, sondern) bei Rudi Kaufmann,― ich frage mich wie ich zu ihm reden und meine Seelen-leiden (welche?) schildern soll, ohne in Thränen auszubrechen …

― Nm. ein wenig am Weiher.

O.’s Tante Jean. Radway aus Amerika; in Begleitung eines Krakauer Fräuleins.

Später Wittels und Frau. Nachricht von Selbstmord der Tilly Kutschera,― wegen U., der Frl. Mayen geheiratet. O. in Erinnerung Stephi, die auch wegen U. sehr bewegt und erregt. Frl. K. ist die vierte, die sich wegen dieses mattoid-infantilen sentimentalen Hübschlings umbringt! W. hat wie es scheint Beweise, daß (auch beim Selbstmord) suggestive Einflüsse U.’s, fast bewußt, mitspielen.―

― Las Hesse’s Novellen „Klingsors letzter Sommer“.