Samstag, 22. Mai 1920

22/5 Nach vielen schönen heißen Tagen Regen.―

Behandlung wie gewöhnlich. Frl. L. erzählt mir von ihrem Bräutigam, dem schwed. Offizier.―

Als ich vom Friseur heimkomme hat O. eben mit Kolap vom Sommer gesprochen;― ich erkläre, sie möge doch vorschlagen, da mir unter den gegenw. Verhältnissen jede Sommerreise schwierig erscheine;― nein,― ich solle vorschlagen,― was sie vorschlage, lehne ich doch ab ― ich: sie solle es doch versuchen ― man könne doch von mir, der Bedenken habe, nicht noch überdies verlangen, daß ich Pläne ausarbeite;― worauf sie verschwindet. Vorher hatte sie sich bitter über mich beklagt ― empört abgelehnt, daß auch sie vielleicht an dem unglückseligen Verhältnis einige Schuld trage;― und wieder versucht, mich als Monomanen hinzustellen ― krank vor Aerger.―

Nm. Goethe in Briefen seiner Zeitg. 1. B. ausgelesen.

― Wie ich fortgehe, G., offenbar herbestellt, im Gespräch mit O.;― (die mit Heini zu Kg. Christine geht);― ohne rechtes inneres Bedürfnis Friedhof, Stephis Grab, heute wär sie 33 geworden. Trüb und schwül.―

Tgb. 1911 weitergelesen. Wie unheimlich und bedrückend, in so schlimmer Zeit die bessern Tage an sich vorbeiziehn lassen.