1/5 Traum. Ich liege sterbend im Bett, etwa in meinem Kinderzimmer. Niemand bei mir ausser einer Wärterin. Sie wäscht mir die Hände, ich weiss, es ist das letzte Mal, sage es auch. Erwarte das Aufhören des Herzschlages mit mässiger Angst. Dann in einem Wagen mit Prof. Schmutzer, nicht in gleicher Stimmung, durch die Herrengasse, war im Burgtheater, denke: Also, das letzte Stück, das ich gesehen, ist Heinrich IV. Plötzlich bei Prof. Schmutzer im Billardzimmer, spreche den Wunsch aus noch eine Partie Billard zu spielen, fühle mich aber doch zu schwach dazu, sinke dann plötzlich zu Boden, es ist nun eine Art Kaffeehaus. Ein Arzt (unbekannt) kommt herzu, findet, ich habe mich am Ellbogen links verletzt, muss Verband machen. Ich denke, jetzt werde ich also doch mit einer Bandage begraben. Erwache mit ziemlich heftigen Armschmerzen.
Vorm. diktiert Briefe.
Nachm. Fritz und Trude Zuckerkandl, Oskar Fried, Herr Fleminger, der eine Stunde lang gemütlich-langweilig in Frieds schweigender Gegenwart Theatererinnerungen eines alten Wieners auskramt.
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Arthur Schnitzler an Paul Springer, 1. 5. 1920
Quelle: Arthur Schnitzler: Briefe 1913–1931. Hrsg. v. Peter Michael Braunwarth, Richard Miklin, Susanne Pertlik und Heinrich Schnitzler. Frankfurt am Main: S. Fischer 1984. (PDF unter: https://schnitzler-briefe.acdh.oeaw.ac.at/)
Arthur Schnitzler an Alfred Kerr, 1.5.1920
Quelle: Alfred Kerr, Arthur Schnitzler: »Es ist eine sehr seltsame Gefühlsmischung, die Sie erwecken.« Briefwechsel 1896–1925. Hg. Elgin Helmstaedt. In: Sinn und Form, Jg. 69, H. 5, September/Oktober 2017, S. 581–618.