8/4 Träume: O. liegt im Bett (was für Zimmer? etwa Gastein); sehr jung und hübsch;― irgend eine Bemerkung, lächelnd, ich solle mich doch zu ihr setzen, quasi sans conséquence;― ich ernst kühl, küsse ihr die Hand und gehe (in Schlafrock).― Spaziere mit ihr in Reichenau, etwa Straße gegen Edlach; sehr begierig O. zu erzählen ― u. zw. von einem der „melancholischesten Tage meines Lebens“ u. zw. will ich ihr meinen Besuch bei Irma Hoffmeister im Marienhof mittheilen (wie er thatsächlich vorgefallen), aber es kommt nicht dazu. Ein langer krank aussehender Mensch mit Krücken, Tabesgang übertriebener Art, geführt oder begleitet von einer Schwester (?),― Leute raunen. „Der will auf die Rax“;― es ist thatsächlich der Fall, der Mann etwas bös, bestätigt es, ich frage mich nur, wie wird er bergab gehen?
Vm. bei der Hofrätin.
Mit Lili bei Hajek, wegen ihrer Tonsillen. Keine Operation nöthig, vielleicht später, wegen etwas adenoiden.―
― Nm. Hr. Rainer Wunderlich (aus Leipzig), Verlag, wegen Luxusex.;― beklagt sich wieder über die schwierige Beschaffung meiner Werke,― Papier genug da,― Trägheit Fischers, schwere Schädigung für mich.―
Mit Kolap Spazierg. Pötzleinsdorf, Michaelerberg. Über Liesl und Olga;― Wendepunkt.― Frühlingsabend, Schlehdorn.― Brief O.s, der heute noch kam, schon ganz auf das Ende gefasst; Liesl über mich, ihr letzter Wille … („Sei gut mit Arthur.“) ― Auch über Stephi sprachen wir … Olgas Freundinnen … Stephi, Lili;― nun auch Liesl dahin.― Sie war ein außerordentliches,― und besonders in ihrer Krankheit wunderbares Wesen. Mir stirbt unendlich viel mit ihr. Die Verehrung die sie bei ihren Freunden genoß war außerordentlich. Ihr Bild wird bleiben,― ihr Name vielleicht legendenhaft wachsen.― Und wieder eine Landschaft durch ihren Tod für alle Zeit verdüstert. Mein schönes Partenkirchen ― mit der Villa Zufriedenheit … wenn ich dort war, täglich zwei drei Mal zu ihr, früh schon an ihrem Bett … Wie lang schon gaben wir sie verloren ― und nun da es wahr geworden, unfassbar, unerträglich.― Ich sah, sprach sie das letzte Mal im September 1918.―
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Krankenpflegerin
Mediziner, Laryngologe
Rufname Liesl
Rufname Lili
Journalistin, Übersetzerin
Hotelbesitzerin
Verleger
Rufname Kolap
Sekretärin
Pseudonym Dina Marius
Schauspielerin, Sängerin
Max Reinhardt an Arthur Schnitzler, 8.4.1920
Quelle: Renate Wagner (Hg.): Der Briefwechsel Arthur Schnitzlers mit Max Reinhardt und dessen Mitarbeitern. Otto Müller Verlag, Salzburg: 1971.
Arthur Schnitzler an Olga Schnitzler, 8. 4. 1920
Quelle: Arthur Schnitzler: Briefe 1913–1931. Hrsg. v. Peter Michael Braunwarth, Richard Miklin, Susanne Pertlik und Heinrich Schnitzler. Frankfurt am Main: S. Fischer 1984. (PDF unter: https://schnitzler-briefe.acdh.oeaw.ac.at/)