Samstag, 21. Februar 1920

21/2 Früh Burgth.― Mit Hock über seine Macbethübersetzung.― Literargesch. Frage: ob biographisch-psycholog. oder Formanalyse ― Heine kommt. Schwestern Termin.―

― Zu Landesberger.― Frau Dr. Bien, hatte die Nacht dort gewacht. Lili liegt bewußtlos, im Sterben. (Ich ging nicht hinein.) Paar Worte mit Gerty, mit StrossAlph. E. Rheinhardt kam; wir sprachen medizinisches. ― Frau Bien verflucht ihren Beruf.― Der Vater in London, die Mutter in Berlin; die Stiefmutter in Unterach

― Eh ich von Hause wegging, sagt O., citirend „Ich hab kein Glück mit meinen Freundinnen …“ ― „Eine, die mich liebte, ohne jede Kritik, ohne Vorbehalte ― die mit mir durch dick und dünn ging.―“

Nm. am Med. Film.―

Ama kam; dann Alma M. und Werfel. O. blieb zu Bett. Sie empfand es irgendwie schicksalshaft, dass gerade für heute Alma sich schon vor Tagen angesagt hatte. (Ein Erbe antreten.) Alma war gegen die vielen „Todten“ die bei O. im Zimmer hängen, ― Klimt, Kainz, Römpler.― Werfel liest mir zwei Stunden lang sein Stück (Spiegelmensch) vor; schön; großes Talent;― das Ende erst nächstens.― War sehr herzlich, schließt sich an.― Indess war Alma bei O.; auch Grosz kam.―

N. d. N. Salten, erzählt von seinen Brünner Erlebnissen.

― Während Werfel mir vorlas, war die Nachricht von Lili v. L.s Verscheiden gekommen. Sie war ein wahrhaft liebliches und gutes Wesen; auch herzensklug. Mir am stärksten in Erinnerung: wie sie Ende September 1916 in Aussee mit mir am Bahnhof bei Tisch saß;― O. mit den Kindern war eben weggefahren ― ich fuhr eine Stunde darauf.―

― Begann Fontane’s Stine (zum 2. Mal) zu lesen.