Sonntag, 14. Dezember 1919

14/12 S. Spaziergang Himmel Cobenzl, Hohe Warte.

― O. neulich (ich glaube zu Frau Vilma L.); daß sie gleich zu Beginn des Krieges gesehn, Pflegen u. dergl. sei nichts für sie ― da wollte sie denn in ihrem Kreis, ihrem Haus für gute Stimmung, Heiterkeit sorgen ― „und das, glaub’ich, ist mir gelungen“.

Zum Thee Frl. Loewenstamm, Julie Wassermann, später Schott. Frl. L. bringt wieder 25 meiner Radirungen mit, die ich unterschreiben muß. Werden nach wie vor viel gekauft. Sie erzählt von ihrem Sommeraufenthalt Schärding, dem Antisemitismus dort. Die „Wiener“ werden (wegen der sozialdemokr. Regierung) mit „Juden“ identifizirt.

Julie wird sich nicht scheiden lassen;― erklärt zu hungern (obwohl sie von Jacob 10.000 Kr. monatlich bekommt);― redet von ihrer „Theaterwoche“, schreibt für das Blatt einen Roman „das Geheimnis der Proszeniumsloge“,― eine „Hofrätin Mohnbeugel“ kommt vor.― Ich frage: Warum Mohnbeugel. Sie: Nun, anstatt Zuckerkandl.― Sie will ihr Evchen von Frl. L. malen lassen;― wie viel es kosten würde. Frl. L. 5000 Kr.― Julie. „Oh so viel hab ich jetzt nicht, aber im Feber … bitte telephoniren Sie mich am 1. Feber an.“ ―

Schott z. N.;― er wirkt zwar als netter Kerl, aber doch so wenig beträchtlich, dass ich Bedenken habe ihm den Andrea zu geben.―