Donnerstag, 9. Oktober 1919

9/10 Unruh holt mich ab. Ich laryngoskopire ihn und beruhige ihn. Spazierg. Dornbacher Park. Kühl herbstlich, menschenleer, nur Holzdiebe. Aus literarisch persönlichem (Hasenclever, Ehrenstein u. dgl.) ins allgemeinere: Hassgeist des Expressionismus; Bolschewismus ― Rolle des Judentums in dieser Bewegung;― Militarismus ― Unruhs Vater, der edle ― die „Idee“ Vaterland; die Ideenlosigkeit der neuen Generation ― Romanplan Unruhs,― das gute Preußentum ― Disziplin,― Zucht ― Arbeit ― Führerschaft;― Wirkung in die fernste Zukunft, die genügen muß.―

Bei Tisch vage Bemerkungen O.’s;― auf Haushalt, Übersiedlung,― anders einrichten bezüglich;― ich verlangte wieder einmal klare Vorschläge, sie weinte;― und (zum ersten Mal in meinem Leben) stand ich vom Tische auf ― weil die seelischen Herzschmerzen sich sofort ins physische umsetzten.

Zum Thee bei Paul Zifferer, der als Presseattaché nach Paris geht. Politisches. Unser Bankerott.―

Concert Aranyi. Zufällig hatte Frau L. den Sitz neben mir.

― Las den Anfang von H. K.s Backfisch-tagebuch.