Dienstag, 9. September 1919

9/9 Vm. mit Frau Lichtenstern herum, auch beim Gärtner. Die üblichen Fragen der Dreißigjährigen. „Was darf man vom Leben verlangen?“ U. s. w. Viel über Stephi.

Nm. reiste sie ab.

Tiefe Melancholie ― etwa wie nach M. R.s Tode ― aber um zwanzig Jahre später.

Die kleinen Unheimlichkeiten des Lebens: Wie ich, mit Frau Vilma spazierend, Charles W. begegne, ganz grau und verbauert; flüchtiger Gruß.― Sein (O. W.s) Sohn, jetzt Besitzer des Thalhofs, soll eben daran sein, sich von seiner Frau zu trennen, die ihn mit seinem Bruder betrügt.―

Die alte Baronin Vetsera, hexenhaft, uralt, mit dem Rad durch die Herbstlandschaft geisternd, am Zaun des Kurhausparks vorbei. Mehr als 30 Jahre ― daß sich der Kronprinz mit ihrer Tochter umbrachte ― mit den Habsburgern ists vorbei ― sie radelt noch durch das alte Revier.―

Abendspazierg., auf dem sich ein flüchtiger Bekannter Weinhändler Gottscho aus Frankfurt anschloss, und wir auf der Brücke politisirten.