Samstag, 16. August 1919

16/8 Über Edlach Knappenhof zu Prof. Robert, wo schon O. mit den Kindern. Auf dem Rückweg mit O. das Gespräch von gestern, aber eigentlich ganz ruhig, fast akademisch.

Nm. im Kfh. mit Hrn. Fr. Dr. Lichtenstern und Frau Lederer; O., mit Spechts Beihilfe an Agentenbriefen beschäftigt und Telegrammen ― was ihr im Grund gar keine Freude macht. Die Salzburgsache zerschlägt sich (wenigstens das „eigne“ Concert) ―

Im Curpark Abends, während O. mit Lili und Dr. Lichtenst. auf dem Teich Kahn fuhr … brachte Sp. das Gespräch auf O.s Gesang, was von hier aus mit Notwendigkeit ins Allgemeinere ging.― „Ich hätte früher schon … aber Sie lieben ja Distanz ―“ „Ich sehe Sie leiden, und das thut mir weh ―“ ― Es zeigte sich, daß wir im Grunde ganz einig waren; nur denkt er wie es scheint von ihrer eigentlichen Begabung (gesänglich) geringer.― Von der Neigung aller Frauen in diesem Alter „auszuschwärmen“― doch erscheint ihm unsre Beziehung ― (auch abgesehen von den Kindern) im tiefsten unauflöslich oder doch unzerstörbar. Auch bei ihm ein ganz leichter Unterton des Mitleids mit O., an deren Carrière er nicht recht glaubt.―

Er war jetzt zwei Tage in Breitenstein bei Alma; Werfel will sie durchaus heiraten (er ist 14 Jahre jünger).― Ihr „Sich verschwenden“.― Von ihrer Sympathie für mich.

N. d. N. mit Hrn. Fr. Lichtenst., sowie Frau Lederer Thalhof. Ich glaube, daß ich seit 89 nicht auf der Terrasse dort saß. Welche Erinnerungen.― Und fühle mich auch heute so wenig 57jährig.―

Neulich, in der Nacht, nach dem Waldspazierg. mit Frau L. Traum, daß ich auf den kleinen Pfad abbiege, den sie gehen wollte, den ich aber als zu schlecht ablehnte. Ich stürze ab und halte mich an Schlingsträuchern fest, so daß ich über einem Abhang schwebe. Ohne mich sonderlich gefährdet zu fühlen, sage ich zu irgend jemandem, den ich übrigens nicht sehe: Wir hätten doch nicht hier gehen sollen.―