Montag, 11. August 1919

11/8 Mit O., Heini, Lili, Specht Breitenstein; Ortsbauer, wo wir mit der Hofrätin und Jeanne, sowie Franz Werfel aßen. Dann in die Mahler Villa. Alma mit Gucki empfangen uns.― Wunderbares Haus, herrlich gelegen. M. hat den Grund gekauft, starb bald darauf. Seit 1914 steht es.― Das Fresko über dem Kamin, von Kokoschka gemalt (nicht schön, z. Th. interessant aber irgendwie bösartig) ― Almas früherm Geliebten. Alma spielt im gleichen Zimmer, Stellen aus Lied von der Erde,― Werfel versucht zu singen (ihr jetziger Geliebter).― Das Kind von Gropius (dem jetzigen Mann von Alma) hört zu. All dies wirkt eher elementar als meskin, durch Alma’s Erscheinung und Wesen. Beim Thee allerlei heiter-ernstes Geplauder, auch über Blei und die Schwindelbande um ihn (eine kurze Zeit Almas Kreis).― Äußerung Alma’s zu O. (später von ihr mir erzählt). „Es war ein großes Unglück, daß Mahler gestorben;― es wär vielleicht ein noch größeres gewesen, wenn er am Leben geblieben wäre.“ (Auch dies in ihrem Mund nicht grausam, sondern elementar.) „Ich habe mich erst später kennen gelernt.―“ Das Selbstportrait des jungen Schindler (Almas Vater) ― frappirende Ähnlichkeit mit meinen Jugendbildern,― was auch O. auffiel.― Wir sollten im Winter die Villa bewohnen ― O. ist gleich begeistert für die Idee und schwer gekränkt über meine Bedenken.― Werfel frisch, sympathisch ― wir gefielen einander wieder sehr und spürten es beide …― Mit der Hofr. über das oesterreichische in Alma, das naturhafte.

― Zu Fuß mit O., Heini Lili, Specht hinab Reichenau.

― N. d. N. auf dem Plateau vor dem Kurhaus mit Dr. Lichtenstern. (Krieg, urologisches; er war Assistent von Otto Zuckerkandl.) Seine hübsche Frau.―