Mittwoch, 2. Juli 1919

2/7 Die Hofr. hatte O. tel., Fried sei begeistert von ihrem Gesang gewesen.

Vorgestern kam ich eben dazu, wie O. im Gespräch mit Kolap heftig weinte. Sie war erregt angeblich wegen Heinis nachlässigem Üben, Dilettanterei ― „gerade er, der solche Beispiele vor sich hat wie Vater und Mutter“,― verlor sich in Ungerechtigkeiten. Es war leicht zu merken, daß die Erregung andre Quellen hatte. K. erzählt mir heute, daß sie (O.) wieder einmal ihre verlorene Zeit beklagt ― hauptsächlich durch meine Schuld der ihr Hindernisse in den Weg gelegt ― ging so weit zu behaupten, ich vertrage nicht, dass sie eine große Künstlerin sei;― auch K. hatte den Eindruck ― ein Wahnsinnsanfall;― und meine Empörung wandelte sich in eine Art Mitleid.― An die Gelbard telef. sie: … Ich bin nicht Gattin und Mutter ― ich bin jetzt nur Künstlerin … Das könnte auch großartig sein,― wenn es nicht beinah das Gegentheil wäre.― Zu Tisch Fried;― und die Pointe: beim Fortgehn erst sagt er hohe Worte des Lobs „es sei wirklich „Kunst“ ― was sie neulich geboten ― an der Stimme aber sei noch viel zu machen“.― Ich hatte allerdings den Eindruck, daß er indes ungünstig beeinflußt worden.―

Nm. Richard und Paula; Richard fährt morgen nach Ischl.

Dict. Vorm. 1. Akt Weiher zu Ende. Briefe.―

Spaziergang Abend wie gewöhnlich.