Mittwoch, 15. Jänner 1919

15/1 Träume. U. a.― Die (längst verstorbne) Ebner Eschenbach (ich habe sie persönlich nicht gekannt) bei uns, oder ich bei ihr; sagt, wir sehn uns doch wohl das letzte Mal! Ich bis zu Thränen gerührt, will sie trösten, nehme sie auf den Schoß, sie ist puppenhaft klein, sieht aus wie ein Säugling mit Haube auf dem Kopf ― starr, stumm, ähnlich (wie ich heute weiß) der gefrorenen Kinderleiche, die ich in einer norwegischen Kirche sah. Es war gewissermaßen auch die Suttner (an die ich gestern erinnert wurde; über die Kunst der Ebner hatte ich mich zu O. sehr zweiflerisch geäußert ― besonders im Gegensatz zu Rosegger; der mir in seiner dichterischen Bedeutung sehr aufgeht).― Dann mit Richard in der Meridianstraße (an seinem Haus); er erzählt mir, daß Paula und Mirjam sich gestern vor dem Regen (Überschwemmung) in das Grabmal der Lucrezia Borgia geflüchtet;― das er als Antiquität im Keller aufbewahrt;― ich muß lebhaft darüber lachen.― Dann ordne ich für Heini (diesmal ist er es ganz ausgesprochen, ohne Züge von Julius) Bücher in seinen Kasten, darunter Ullstein Geschichte.―

Dictirt Briefe.―

Nm. Julie W. bringt das erste Heft ihrer Theater- und Kinowoche mit ihrem Artikel über Bernhardi und Photographien, erzählt uns allerlei in ihrer fahrig-komischen Art.―

Theatralische Pläne durchgesehen.―

Rechnung (Einnahmen) 1918 abgeschlossen. Unter normalen Verhältnissen wär es eine fabelhafte Summe;― was bedeutet es heut?―