Mittwoch, 18. September 1918

18/9 Schlimmer Morgen.―

Zur Schule; wo Heini Mathematische Nachprüfung hatte.― Die kleinen und großen Mädchen vor dem Lyceum.― Felix S. der seinen Sohn von der geschichtl. Nachprüfung abholt.― Er erzählt mir, von seinem Besuch bei Bahr in Salzburg. B. hat ihm genau dasselbe von Poldi erzählt ― wie mir

― (Ich blieb stumm.) … Nur ein kleiner Unterschied ― aber ungemein charakteristisch … Bahr frägt (mit Hinblick auf den Cardinal!): Wie werden Sie sich Salten gegenüber verhalten? Worauf Andrian: Wenn das Stück so gut ist wie sein letzter Cyclus, so führen wirs natürlich auf … Bahr: Und Schn.―? Darauf mein Freund Poldi: Wenn’s Ihnen gefällt, so werden Sies annehmen ― aber ich glaube nicht, daß Ihnen noch ein Stück von Sch. gefallen wird.― Mich amüsirts ― ich hab eine fast aesthetische Freude, an diesem Jesuitenspiel ― und keinerlei Rancune gegen Andrian.― Dann mit F. S. über politisches. Er freut sich fast auf den vermutlichen Zusammenbruch. Thöricht;― nur, fast nur die Unschuldigen werden darunter leiden.― „Wir müssen uns öfter sehen … Gerade jetzt … Ich sehne mich nach Ihnen.“ ― Er war sehr warm und ich hatte ein gutes Gefühl für ihn. Mit all seinen kleinen Filouterien, Hochstapeleien, Unaufrichtigkeiten doch ein Mensch ― zu dem eine Brücke führt.―

Heini bestand die Prüfung, mit dem kleinen Schw., der mit mir gewartet, nach Hause.

Kolap. Erzählte ihr und O. die Bahr-Sachen, woraus sich ein allgemeines Gespräch über Oesterreich und meine liter. Stellung hier, meine Burgtheaterschicksale entwickelte.

Nm. begann ich Nachklg. durchzusehen.―

Prof. Reich,― wegen Vorlesung im Volksheim und Gesang Olga;― wichtigthuerisch enervant, wie immer;― Schott ― sein Gespräch mit Bahr (Natürl. Tochter);― Hugo Schmidl.―

Mit Heini Schumann Es Symph.