Freitag, 7. Juni 1918

7/6 Vm. Mit der Kolap über die unseligen allgemeinen Verhältnisse, Krieg, Sorgen;― dann über O. Zum ersten Mal, daß ich mich im Zusammenhang mit einem lebendigen Menschen über unsre Beziehung aussprach. Daß O. schon etliche Male mit ihr gesprochen, kein Wunder … Es that mir wohl, und soweit es überhaupt nöthig war, konnte ich constatiren, daß ich durchaus klar sehe und kein Unrecht thue. K. sagt: „Es gibt keine Frau, die ich zugleich so liebe ― und so hasse.“ Sie spricht (außer von all den Dingen, die sie genau so sieht und weiß wie ich) ― von dem, was sie ihren „Mangel an Güte“ nennt;― der sich in der letzten Zeit in einer quälenden Weise fühlbar macht.― Sie kam von unten, wo sie mit der Gelbard studirt hatte, „Amneris“;― denn nun will sie plötzlich wieder als Opernsängerin auftreten.― Bei Speidels (mit O.). Elschen sehr „jeune fille“.―

Nm. Schott; O. bringt den Kindern Wäsche und Zuckerln;― ich schreibe weiter am „Nachklang“;― über O. W.Meran;― 32 Jahre liegt das zurück ― und noch sind die Stürme nicht vorbei. Stürme ―? Auch ich fühle, wie mein Herz sich verhärtet;― und weine.

― Spaziergang allein.―