Donnerstag, 24. Jänner 1918

24/1 Früh erscheint Walter G., Olgas Stiefbruder, 15j. Bursch, Zahntechniker, nicht unsympathisch;― Vater wieder in Schulden, alter Mann ― u. s. w. Nach Unterstützung praecisire ich meinen Standpunkt. (Ich sende seit längrer Zeit monatlich 100, Weihnachten, Neujahr und gelegentlich Zubußen.― Walter einziger Sohn aus zweiter Ehe; nun lebt der Vater mit einer Frauensperson zusammen, mit der er wieder ein Kind hat; und außerdem wohnt noch ein Kind aus einem frühern Verhältnis dieser Frau mit der Familie zusammen. Es ist nicht zu verlangen, daß ich mich auch nach dieser Richtung verpflichtet fühlen sollte.)―

Beim Marktcommissariat und im Lebensmitteluntersuchungsamt, wegen eines offenbar gefälschten Liqueurs („Cordial medoc“);― da der Betrug in Ungarn verübt wurde, wäre Verfolgung Kohlhaaserei.

Nm. las ich den Einakter „Ewige Ströme“, in der Anlage und zu Beginn nicht übel; dann unmöglich.― Die Skizze des Sommerstücks. Der erste Akt hübsch; die Atmosphäre des ganzen noch immer lockend, einerseits Verwandtschaft mit der des Verführers;― dann wieder in längst vergangnes ― (Liebelei, Freiwild ―) zurückweisend. Find ich den Stil ― so wäre es noch immer zu machen. Dem naturalistischen bin ich entschieden entwachsen, oder abhanden gekommen.―

Eine sehr reizvolle Stormsche Nov.: „Auf der Universität“ gelesen.