Donnerstag, 27. Dezember 1917

27/12 Vm. Besorgungen. Begegnet Dr. Szeps (― günstiger Stand der Verhandlung mit Rußland,― überragende Rolle Czernins; Privattagebücher Szeps? ― seine Gleichgiltigkeit gegen „nach uns“. Mir wird es immer interessanter) ― bei Dr. Karolyi.―

Nm. an Sprüche in Versen.―

Von ½6 - gegen 9 „Casanovas Heimfahrt“ vorgelesen. Richard, Arthur Kfm., Frisch, Leo, Gustav. Ich las ziemlich schlecht. Erstes Wort nach Schluss von Gustav: „Ungeheuerlichkeit ―“ es stellt sich heraus, daß die chronikhafte Fassung der letzten zwei Seiten ihn so erbittert hatte. Es ergab sich, daß durch einen Unterbrechungstrick die Ungeheuerlichkeit zu tilgen sei. „Eigentlich wollt ich gar nichts sagen …“ Warum ―?― Wie er mich erinnerte, hatte ich ihm neulich auf eine Einwendung wegen Fldb. (Scene Graf ― Fldb.) zur Antwort gegeben … „Da ich die Scene für nöthig gefunden habe ― als Autor ― wird sie schon ihren Sinn haben ―“ ― Ich verwahrte mich, daß der Autor dem Kritiker gegenüber nicht auch seine eigne Meinung vertreten dürfe.― Im übrigen wirkte die Novelle (auch auf ihn) sehr stark; gegen Schluss (Fahrt MantuaVenedig) wurde eine Länge empfunden.― Klügstes äußerte Arthur Kfm.― bornirtestes Gustav (u. a.― über Striche ― die ich ablehnte ― er: auch in Shakespeare streicht man … ich: ja, aber nicht Shakespeare selbst ― sondern jeder Regisseur was andres. Ferner: eigentlich seien die „Schwestern“ der Novellen- und „Heimfahrt“ der Dramenstoff.―) ―

Leo berichtete ein Gespräch mit Felix S.;― der, immer empfindlicher, verlogener und mit schlechtem Gewissen ― sich über Richard und mich beklagte ― und durchblicken ließ, daß man natürlich auch der Production von Menschen ferner rücke, denen man menschlich sich entfremde.― Und doch (auch Leo’s Empfindung) ― er thut einem irgendwie leid.―