28/11 Früh mit Speidel spazieren. Über Fldb. und die Journalisten. Dann erzählte er mir von dem (sicher ungerechtfertigten) Verdacht, der gegen Else seit 1-2 Jahren zu bestehen scheine: dass sie Garderobendiebstähle u. dergl. in ihren epileptoiden Zuständen verübe. Ich glaube, irgend jemand andrer nützt diesen Umstand aus.
Dictirt Sohn.―
Hr. Escamillo Markovits Béla aus Graz erscheint ― nur um mich kennen zu lernen. Junger eleganter Brillenmensch, Sammler, Dilettant, Bakteriolog, biedermeierisch-möbel-interessirt.
Nm. S. Fischer aus Berlin, hauptsächlich auf Papiersuche. Wir saßen an O.s Bett.― Er sprach davon, daß er das meiste expressionist. moderne eigentlich contre coeur nehme; doch sei es seine Verlagspflicht. Über moderne katholische und demokrat. Strömungen. Scheler. Über Hugos Desequilibrirtheit, Zerstreutheit ― doch er leidet selbst darunter und unter seiner Unproductivität.― Über die Kriegslage und die Nahrungsschwierigkeiten. Später Richard, erzählt lustig von Pallenberg. Er mit Fischer fort, der wieder, wie immer, besonders allein und losgelöst einfach, gut, und etwas altvaterisch wirkte.―
Lili hatte sich ihn anders vorgestellt: als Neger, in weißem Anzug, auf zwei Pferden sitzend,― das ganze auf dem Buchdeckel von Fink und Fliederbusch.―
Las eben angelangte neue Dramen: Robert Müller, Politiker des Geistes,― ohne Spur von Begabung;― von einem journalistisch, vielleicht auch essayistisch eingestellten nicht uninteressanten aber seelenblaßen praetentiös hassestrüben Geist;― Schreyer, Brandung;― anfängerisch, doch nicht hoffnungslos.―
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Pseudonym Theophil Morren
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Max Reinhardt an Arthur Schnitzler, 28.11.1917
Quelle: Renate Wagner (Hg.): Der Briefwechsel Arthur Schnitzlers mit Max Reinhardt und dessen Mitarbeitern. Otto Müller Verlag, Salzburg: 1971.