Sonntag, 25. November 1917

25/11 S. Vm. mit O. Burgtheater. Baumeister Trauerfeier. Millenkovich hielt eine banale Rede; Bruckner Adagio.―

Nm. las ich meine „Schwestern“ vor. Richard, Arthur Kfm.; Frisch, Leo, Gustav, Jacob Wassermann. Ich las gut, fast zwei Stunden ohne die geringste Unterbrechung ― und war wieder selbst von dem Stück sehr eingenommen. Etwas aergerlich, als anfangs kaum einer ein Wort redete. Jacob setzt sich düster und streng mir gegenüber. Ich: „Sagen Sie ruhig, daß Sie entzückt sind.“ Er machte folgende Einwendungen: Einige Epitheta (hold etc.) erscheinen ihm abgebraucht;― der Schluss ist zu lang;― Therese ist nicht lebendig genug;― aus Casanova soll man überhaupt keinen Bühnenhelden machen, überhaupt historische Personen nicht in den Mittelpunkt stellen. „Und Alexander?“ …― Er brachte es nicht über sich auch nur eine Silbe ― nicht der Bewunderung, wozu mir diesmal Anlass vorhanden scheint, auch nur der Befriedigung zu äußern. Zu O. äußerte er noch, er hätte das Stück nicht in Versen geschrieben und endlich, nach dem Nachtm. fortgehend: „Nächstens möcht ich Ihnen meinen Roman weiter vorlesen.“ ― Gustav schien sittlich etwas froissirt, auch Richard brauchte einige Zeit, um über innerliche Bedenken dieser Art zur rein artistischen Freude aufzusteigen, was er dann in guter Weise ausdrückte. Arthur Kfm. hatte, schien mir, das tiefste Vergnügen an der Komoedie; mit Leo fand er ― und dies halt ich selbst für den eigentlichen Vorzug des Werks, daß das constructive völlig ins spielerische aufgelöst ist.― Über Aufführungsmöglichkeiten und Schwierigkeiten wurde mancherlei gesprochen;― Reinhardt als nächste und beste Aussicht erwählt.―