Donnerstag, 26. April 1917

26/4 Vm. bei Gisa. Familienzustände bei Suppés (Tante Pauline schwer krank (Gehirnstörung) -; die Töchter Melanie kinderlos verheiratet,― Elsa (Keller) geschieden, hysterische Tochter;― Anna hysterisch;― Clara geschieden). Kriegsgespräche. „Geplauder“ über die bevorstehenden Revolutionen.―

Bei der Hofrätin. Sie war 2 Monate Schweiz, in künstlerischer und polit. Mission, „beichtete“ mir (Englands Bemühungen um Oesterreich???); der Hass gegen Hohenzollern. Sympathie für Oesterreich, Antipathie gegen Preußen.― Unruhs neues Drama „Geschlecht“, revolutionär ― das er dem deutschen Kronprinzen vorliest, der es kaum versteht aber begeistert ist.― Hofmannsthals Vortrag in Zürich „Der europ. Gedanke“.― Sein Snobismus.― Feindschaft zwischen ihm und Salten, der Lothar, den lächerlichen als unsren Missionar zu fördern sucht. Kunstgewerbl. Ausstellung bevorstehend.― Schickele.― Angeblich wird mein Kommen sehr gewünscht.―

Nm. am Fldb.―

Zum Thee Else Landesberger;― des Praesidenten erste Frau ― Jugendliebe meines Bruders; die ich seit etwa 30 Jahren nicht sah; noch immer hübsch. Sie ist O. wegen Lili und Gerty sehr dankbar und mit Recht.―

Dr. Kurt Sonnenfeld; hat ein Monat Reporterdienst bei der „Zeit“ hinter sich und bedauert meinem Rath nicht gefolgt zu sein. Erzählt von Kanner und andern Redacteuren.―

Las Nansens Romanskizze „Brüder Menthe“ ― sehr reizvoll, als Skizze genommen, als Roman zu dünn und feuilletonistisch.