22/11 Aus der Zeitung erfahren wir den Tod des Kaisers. Gestern Abend um 9, so dass das Gespräch über das Begräbnis, das mir gestern frivol schien, schon nach seinem Tod erfolgt war. (In directe Verbindung mit ihm kam ich nie; indirect ist mir nur, durch Burckhard jene Äußerung von ihm gegenüber dem Maler Horovitz bekannt geworden: „Ich habe Sie gestern mit Ihrer Tochter bei der Lbl. gesehn. Ich wundre mich dass Sie Ihre Tochter dahineinführen (oder: ein junges Mädchen hineingeht). Ich wundre mich überhaupt dass so ein Stück in der Burg aufgeführt wird …“― Anlass: Frau Schr.; die gern die Mizi gespielt hätte.)
― Mit O. aus Neugier in die Stadt. Einige schwarze Fahnen, am Graben werden seine Bilder verkauft, einige Mode-Auslagen sind schwarz oder dunkel. Die Stimmung kaum ergriffen; gewiss nicht erschüttert,― wie sie ― trotz seines hohen Alters ― in Friedenszeiten gewesen wäre. Es gibt heute kein Ereignis mehr, das „wirkt“.―
Kein Sieg, keine Niederlage, kein Kaisertod.― Wir fahren mit einem besoffnen Komfortabelkutscher zur Tram (Regen) ―
Dr. Pollak,― mit dem wir über O.s Befinden und sein Auto ― aber nicht über den Kaiser sprechen.―
Nm. den Fliederb. durchgesehn. 1. und 2. Akt gut. Das weitre insbesondre 3. und 4. in jetziger Form unmöglich. Trotzdem will ich mich damit beschäftigen und versuchen die Sache bühnenmöglich zu machen.