Montag, 18. September 1916

18/9 Träume: Praterstraße, ungefähr Wohnung Tante Schey, irgendwie auf der Flucht, mit Wasser, übernachte beim Tapezierer Hofmann. Ich schreie auf (dies in Wirklichkeit). Frau H. ruft herein, ich störe das Kind; sie kommt selbst, versucht mich zu verführen, ist mir unangenehm, ich erkläre dass mich ein „Gelübde“ hindre (sie sieht niemandem ähnlich).

― Eine Art Demonstrationszug von Industriellen, sehen aus wie deutschnationale, jugendlich, für den Krieg, ich unter ihnen empört: Ehrlos so zu demonstriren wenn man nicht sofort selbst in den Schützengraben geht. Einer, blond und höflich. Sie verstehen nicht, was Ehre, da Sie ein Jude sind. Ich (ungefähr): Sie haben jedenfalls mehr Ehre als ich: denn Sie haben die Ehre mit mir zu sprechen und ich habe nur die Ehre mit Ihnen zu sprechen. Ein schwarzer Vogel am Rande eines Kornfelds, ein Wiesel oder Fuchs hat sich in dessen Hals verbissen, ich schlage mit meinem Bergstock auf das kleine Raubthier ein, es läßt los, sieht mich mit tückischen grauen Augen an, überlegt, ob es sich auf mich stürzen soll, meine drohende Haltung hält es ab.―

Spazierg. Bachwirth, Pötschenstraße, Lenauhügel.―

Nm. an Wiederkehr.―